Als größter ländlicher Jugendverband in Bayern, in dem sich über 25.000 junge Christ*innen engagieren, nehmen wir unsere Verantwortung für die uns anvertraute Schöpfung ernst. Deshalb erinnern wir Politik und Kirche regelmäßig und eindringlich daran, dass im Hinblick auf einen voranschreitenden Klimawandel viel zu wenig passiert, um die zunehmenden negativen Folgen einzudämmen bzw. zu vermeiden.
Die KLJB Bayern befasst sich bereits seit Jahrzehnten immer wieder mit den Themenfeldern Klimawandel und Klimaschutz und damit auch mit Energiewende, Erneuerbare Energien und Energieverbrauch.[1] So forderten wir bereits 2002 die Förderung der Forschung für Erneuerbare Energien auszubauen[2] sowie seit 2011 ganz konkret die Eindämmung des CO2-Ausstoßes.[3]
Seitdem haben wir erkannt, dass Erneuerbare Energien, Landnutzung und Flächenverbrauch in einem Spannungsfeld stehen, indem wir für uns als Jugendverband auf dem Land Handlungsspielräume erkennen.[34]
Auch in den Leitlinien der KLJB-Bayern sind die oben genannten Themen seit langem verankert.[4] In den Projekten „Ausgewachsen. Wie viel ist genug?“ 2015-2016 und „HITZEfrei. Auszeit für die Erde" 2020-2022 zeigten wir unseren positiven Zugang, dass weniger Energieverbrauch und kritischer Konsum für junge Menschen mehr Lebensqualität bedeuten können.
Die Fortschritte bei der Umsetzung in diesen Bereichen sind bereits ersichtlich und auch die aktuell laufenden Debatten in Politik und Gesellschaft begrüßen wir. Jedoch wird die Zeitspanne, in der wir noch handeln können, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, immer kleiner. Die negativen Auswirkungen des, durch den Menschen verursachten Klimawandels, sind heute größer als noch vor 10 Jahren. Mit dieser Geschwindigkeit werden wir die geplanten Klimaziele nicht erreichen.[5] Hierbei sehen wir an Stelle eines Verzichts die Chance auf einen Mehrwert für uns und unsere nachfolgenden Generationen in einer wohlbehaltenen und intakten Umwelt zu leben.
- Energiewende und politische Rahmenbedingungen
Ausgangssituation:
Die Art und Weise, wie wir früher und auch heute noch größtenteils Energie erzeugen und nutzen ist nicht nachhaltig. Es entstehen Treibhausgasemissionen und Umweltschäden verbunden mit einem immensen Ressourcenverbrauch sowie vielen ungenutzten Potentialen, die energetisch genutzt werden könnten. Aufgrund dieser Problematik wurde eine Energiewende eingeleitet, um vor allem dem Klimawandel entgegenzuwirken. Die Bayerische Staatsregierung setzt seit mehr als 20 Jahren verschiedene Programme auf und erreicht ihre gesteckten Ziele. Trotz Erreichen der Energiewendeziele bis 2025 stoßen wir zu viele Treibhausgase[6] aus. Wir erkennen den Willen der Bayerischen Staatsregierung, die Energiewende voranzutreiben, jedoch sehen wir keine authentischen Ansätze, ausreichende Zielsetzung zu formulieren, um der Klimakrise entgegen zu wirken.
Unsere Vision:
Unsere Vision als ländlicher Jugendverband zur Energiewende[7] war und ist es, 100% unserer Energie aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen. Damit dies gelingt, werden in Bayern weiterhin die Erneuerbaren Energien ausgebaut. Allen voran betrifft dies die Wind- und Sonnenenergie, da diese das größte Entwicklungspotenzial besitzen.[31] Wasserkraft und Biomasse werden als ergänzende Energiequellen effizient, umwelt- und klimaverträglich weiterentwickelt.
Erneuerbare Energien und Speichermöglichkeiten werden in Zukunft weitergedacht und entwickelt, damit Technologien ökonomisch greifbar bleiben und werden. Vor allem braucht es entsprechende Rahmenbedingungen für die Energieerzeugung, die an klimaneutrale oder bestenfalls an klimapositive Standards angelehnt sind.
Wir brauchen in Europa, Deutschland und Bayern eine gebietsübergreifende Sektorenkopplung[8] aus dem Strom-, Wärme- und Mobilitätssektor. Es müssen Synergien erkannt, genutzt und ausgebaut werden. Dadurch erhalten wir die Vielfalt unserer Kulturlandschaft. Außerdem erkennen wir an, dass Erneuerbare Energien das Bild unserer Kulturlandschaft maßgeblich verändern werden.
Unsere Forderungen:
- Kostengünstige, sektorenübergreifende und unabhängige Energieberatung für alle zur besseren Durchdringung und Aufklärung sowie einem konkreten Nutzen für die zu Beratenden.
- Unterstützung bei Investitionen in erneuerbare Energiesysteme in privaten Haushalten
- Breit angelegte Öffentlichkeitskampagnen zu energieeffizientem Verhalten sowie Aufklärung zu „erneuerbaren Energie-Mythen“.
- Verpflichtende Kennzeichnung des Energieverbrauchs von der Rohstoffgewinnung über Produktion und Lebensdauer bis hin zur Entsorgung eines Geräts.
- Schulungen zu Energiesparmaßnahmen im öffentlichen, kirchlichen und privaten Bereich.
- Schulungen von Mitarbeiter*innen im Bereich Energieeinsparung sowie verstärktes Kostenmanagement im Energiebereich in Betrieben und Industrie muss verpflichtend eingeführt werden, um die enormen Einsparpotentiale zu nutzen.
- Verpflichtendes Energiemanagement in Betrieben, öffentlichen und kirchlichen Einrichtungen[9] , gekoppelt mit wiederkehrenden, zertifizierten Energieeffizienzberatungen, deren identifizierte Maßnahmen unverzüglich umgesetzt werden.
- Förderung von Startups, Forschungseinrichtungen und Maßnahmen in den Bereichen Energieeffizienz und -einsparung[10].
- Anfallende Prozessabwärme muss bezüglich ihrer energetischen Weiternutzung geprüft und genutzt werden.
- Potenziale, insbesondere im Bereich von Energiegewinnung, Sektorenkopplung und Energienutzung sollen in einer bayernweiten Analyse erfasst und je nachNutzen/Aufwand ausgenutzt werden.
- Förderstrategie zur Intensivierung einer ökologischen Kreislaufwirtschaft.
- Stromsektor
Ausgangssituation:
Elektrizität wird als die vielseitigste Energieform gesehen. Durch die flexiblen Einsatzmöglichkeiten wird dieser nicht nur im Stromsektor berücksichtigt, sondern auch in den anderen Sektoren mitgedacht.
Der Strommix in Bayern setzt sich 2021 zu 48% aus konventionellen und zu 52% aus erneuerbaren Energieträgern zusammen.[11] Dadurch bildet der Stromsektor im Vergleich zu den restlichen Sektoren den höchsten Deckungsanteil an Erneuerbaren Energien ab.[12] Betrachtet man den Endenergieverbrauch liegt der durch Strom gedeckte Anteil bei etwa 19%. Um die Klimaziele, wie auch die Unabhängigkeit von importierten Energieträgern zu erreichen, wird vor allem auf die Erhöhung des Elektrifizierungsgrads in allen Sektoren gebaut.
Unsere Vision:
Unsere Vision einer künftigen Stromversorgung sieht eine sichere, umweltfreundliche, sozialverträgliche, unabhängige und stabile Versorgung vor. Strom wird aus erneuerbaren Energien gewonnen und effizient zum Einsatz kommen. Dies wird über dezentrale Erzeugung und Speicherung und somit ortsnahem Verbrauch sichergestellt. Bürger*innen bekommen eine verstärkte Möglichkeit als Prosument*in[13] aufzutreten, um die Akzeptanz in der Gesellschaft zu erhöhen und den Fortschritt der Stromerzeugung, -speicherung und -verwertung voranzutreiben. Sektoren und deren Systeme werden hinsichtlich ihrer Effizienz nicht mehr alleinstehend betrachtet, sondern entlang der Umwandlungen an ihren Schnittstellen betrachtet und ausgewertet. Daraus resultierende Synergien sind bei entstehendem Mehrwert aufzugreifen und zu koppeln, damit wir für unsere Zukunft ein ganzheitliches Energienetzwerk über die Landesgrenze hinaus erhalten, welches allen ein klimaneutrales Leben ermöglicht.
Unsere Forderungen:
- Verbrauchsfördernde Elemente in Tarifen müssen, solange sie nicht der Netzstabilität gelten, abgeschafft und durch verbrauchsreduzierende Elemente ersetzt werden.
- Standbyverluste müssen bei allen nicht sicherheitsrelevanten Einsatzfällen abgestellt werden.
- Beleuchtung von öffentlichen, kulturellen und industriellen Bauten sowie von Straßen muss energieeffizient saniert und – wo sinnvoll – reduziert oder abgebaut werden.
- Ausbaumöglichkeiten für erneuerbare Energien müssen unter dem Gesichtspunkt der Verträglichkeit für Umwelt, Klima und Kulturlandschaft geprüft und weiterentwickelt werden.
- Stromerzeugung aus Biomasse ist primär tragbar, wenn der Betrieb insbesondere mit Substanzen bewerkstelligt wird, die nicht als Nahrungs- oder Futtermittel verwertbar sind und die entstehende Abwärme effizient genutzt werden kann. Die Erzeugung von Strom über Bioenergie als residuallastfähige[14] Energiequelle ist gerechtfertigt. Allerdings muss beachtet werden, dass die Energieausbeute pro Flächeneinheit sehr gering ist im Vergleich zu Photovoltaikanlagen[15].
- Die Pflicht einer Photovoltaikanlage auf entsprechenden Dächern öffentlicher und kirchlicher Gebäude sowie Neuanlage von Freiflächenphotovoltaik auf geeigneten nichtlandwirtschaftlichen Freiflächen ist unumgänglich[16].
- Konkurrenz zwischen Nahrungsmittel- und Sonnenenergieerzeugung auf landwirtschaftlichen Flächen muss durch Forschung an und Förderung von effizienten Agriphotovoltaikanlagen[17] vermieden werden.
- Das vorhandene Ausbaupotential der Photovoltaik im privaten Bereich muss durch entsprechende Anreize nutzbar gemacht werden. Vor allem muss eine mittelfristige Planbarkeit gewährleistet sein.
- Denkmalschutz darf den Ausbau Erneuerbarer Energien nicht begrenzen. Damit zusammenhängende Verbote müssen abgeschafft werden
- Die Potentiale beim Ausbau von Windenergie in Bayern müssen aufgrund der technischen Weiterentwicklung von Windenergieanlagen genutzt werden.[18]
- Die 10H-Regelung muss endgültig abgeschafft werden.
- Flächen für erneuerbare Energieanlagen auf Grundlage von Potentialstudien und Beteiligung sowie Aufklärung der Bevölkerung müssen festgelegt werden.
- Effizienzpotential von Bestandsanlagen zur Energiegewinnung aus Erneuerbaren durch Repowering[19] muss ausgeschöpft werden.
- Brückentechnologien sind als eine mögliche Ergänzung im Transformationsprozess hinzu rein erneuerbarer Energien, stetig bzgl ihrer Sinnhaftigkeit im bezug auf technischen Fortschritt zu bewerten.
- Durch entsprechende Vernetzung sowie Kommunikations- und Dateninfrastruktur sind die Netzkomponenten zu einem intelligenten Stromnetz (Smart Grid) aufzurüsten, um die Nachfrage und dezentrale Stromerzeugung zum regionalen und europaweiten Ausgleich steuern zu können.
- Ergänzend ist ein Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsnetz zum verlustarmen Stromtransport über weite Strecken aufzubauen, um Schwankungen durch größere Verbünde auszugleichen und die Erzeugungspotentiale einbinden zu können.
- Forschungsanstrengungen im Bereich der Speichermöglichkeiten sind zu fördern.
- Es braucht vermehrte Forschungsanstrengungen zur effizienten Herstellung von synthetischem Gas als Möglichkeit, Stromspitzen abzufedern. Das erzeugte Gas kann in das (bestehende) Erdgasnetz zur Speicherung und Nutzung eingespeist werden.
- Ergänzend dazu sind die Kapazitäten an Pumpspeicherkraftwerken in Bayern zu erhöhen, wo dies umweltverträglich möglich ist.[20]
- Der Eigenverbrauch von Photovoltaikstrom muss durch die Entwicklung effizienter und finanzierbarer Speichermöglichkeiten für den Haushalt erhöht werden.
- Beim Netzausbau müssen die Grundstückseigentümer faire Entschädigungen erhalten.
- Beschaffung und Entsorgung erneuerbarer Energieanlagen muss von Anfang an mitgedacht und an nachhaltigen Produktions- und Recyclingtechniken aktiv geforscht werden.
- Aufgrund etappenweiser Erfolge und der daraus resultierenden Erkenntnisse ist Fusion eine weiter zu verfolgende Energiequelle.
- Materialforschung für Speichertechnologien muss gefördert werden, um bestehende und neue Anlagen sowie deren Prozesse zu verbessern.
- Bestehende Infrastruktur muss nach Möglichkeit weiterverwendet, angepasst oder ausgebaut werden, um den Wandel bestmöglich zu unterstützen.
- Power to X[21] ist ein Baustein für die dezentrale Versorgung und Netzsicherheit und ist deshalb weiter zu fördern, zu erforschen und auszubauen.
- Überschussstrom darf nicht abgeregelt, sondern muss für die Befüllung der Speicher oder für Power to X genutzt werden.
- Wärmesektor
Ausgangssituation:
2019 deckten erneuerbare Energien 14,5 % des gesamten deutschen Wärmebedarfs[22]. Im Bereich der Wärmeerzeugung sind wir weit davon entfernt, von einer nachhaltigen Versorgung sprechen zu können. Obwohl der Wärmesektor ein enormes Potential für die Einsparung von Energie bereithält, stellt die KLJB Bayern hier nur sehr geringe Fortschritte fest und sieht großen Handlungsbedarf. Dass die Förderung von Ölheizungen erst 2019 eingestellt wurde und ein Verbot für die Installation einer neuen Ölheizung erst ab 2026 in Kraft tritt[23], verdeutlicht, wie langwierig und träge politische Entscheidungen in diesem Bereich sind.
Der Endenergieverbrauch[24] für Wärme und Kälte verursacht gut die Hälfte des gesamten deutschen Endenergieverbrauchs. In den privaten Haushalten werden über 90 % der Endenergie für Wärmeanwendungen verbraucht. Hierbei entfallen allein rund zwei Drittel auf den raumwärmebedingten Endenergieverbrauch.
Noch weitgehend unberücksichtigt im Gebäudebereich bleibt die sogenannte „Graue Energie“[25]. Durch diese Nicht-Einberechnung spielt es beim Neubau von Gebäuden keine Rolle, ob Materialien, die mit hohem Energieaufwand produziert wurden, verbaut werden oder ob auf organische Baumaterialien zurückgegriffen wird, die sogar das als Pflanze gespeicherte CO2 weiterhin im Baumaterial speichern.
Unsere Vision:
Durch zeitnahe politische Weichenstellungen und ausreichend Fördermittel werden laufend weitreichende Maßnahmen umgesetzt, die das Ziel „100% erneuerbare Wärmeversorgung“ haben. Besonderes Augenmerk wird auf energetische Gebäudesanierungen, den Ausbau von Nah- und Fernwärmenetzen und der Nutzung von Abwärme gelegt. Außerdem trägt die Etablierung des heimischen Baumaterials Holz dazu bei, dass der Bausektor schnell klimaneutral wird.
Unsere Forderungen:
- Gebäudesanierungen und Umnutzungen sind Neubauten vorzuziehen, dabei soll der öffentliche und kirchliche Gebäudebestand Vorbildfunktion haben. Ist ein Neubau unumgänglich, muss das Passiv-Haus[26] Standard sein.
- Wirtschaftliche Anreize für den Einbau regenerativ betriebener Heizungen, auch bei Mietwohnungen, müssen erhalten und weiterentwickelt werden, sofern kein Anschluss an eine zentrale Wärmeversorgung sinnvoll ist.
- Staatliche sowie staatlich unterstütze und breit angelegte Öffentlichkeitskampagnen zur Energieeinsparung im Bereich Wärme und Klimatisierung sowie richtigem Heiz- und Lüftungsverhalten sind zu fördern und besonders in der Bildungsarbeit zu integrieren.
- Die konsequente Prozessabwärmenutzung in Industriebetrieben muss verpflichtend eingeführt und Kooperationen vor Ort mit Betrieben und kommunalen Einrichtungen zur Nutzung dieser Abwärme ausgebaut werden.
- Der bürokratische Aufwand beim Bau von Kraft-Wärme-Kopplung-Anlagen, die mit nachwachsenden Rohstoffen betrieben werden, muss abgebaut werden. (Quelle folgt in Fußnote redaktionell)
- Erdwärmeanlagen müssen weiter gefördert werden, am sinnvollsten zusammen mit einer eigenen Energiequelle für die Deckung des hohen Strombedarfs.
- Biogas erreicht seinen maximalen Wirkungsgrad, wenn es zugleich zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt wird und darf daher nur mit einem angepassten Wärmekonzept zum Einsatz kommen.
- Vor allem in der Wärmeversorgung leistet Holzenergie einen zentralen Beitrag zum Klimaschutz. Da sich stoffliche und energetische Nutzung gut vereinbaren lassen und bei nachhaltiger Nutzung ausreichend Potential in Bayern vorhanden ist, muss diese Art der Wärmeenergie weiter vorangetrieben werden.[32]
- Die Verschärfung der Grenzwerte für den Abgasverlust bei Heizungsanlagen muss vorangetrieben werden, um den Austausch veralteter Anlagen gegen effiziente Neuanlagen zu fördern.
- Der Ausbau von Wärmenetzen, zum Transport von Wärmeüberschüssen, hin zu einem Wärmeabnehmer, muss weiter vorangetrieben werden.
- Öffentliche und kirchliche Liegenschaften[27] müssen verstärkt an Wärmenetze angeschlossen werden.
- Holz muss als Baumaterial verstärkt eingesetzt werden. Eine rasche Anhebung der CO2-Steuer beschleunigt diese Transformation.
- Mobilitätssektor:
Ausgangssituation:
1,5 Personen sitzen im Durchschnitt in deutschen Autos. Auch, wenn der mittlere Besetzungsgrad seit Jahren in etwa gleichbleibend ist, steigen die im Individualverkehr zurückgelegten Kilometer seit 2000 an.[28] Trotz mehr gefahrener Kilometer wurde vorerst unter anderem durch effizientere Motoren, Stärkung des öffentlichen Verkehrssystems und Preiserhöhungen eine Reduzierung des Kraftstoffverbrauches erreicht. Seit 2010 konnten diese Einflussfaktoren, das mehr an zurückgelegten Kilometern nicht mehr ausgleichen. Die Folge daraus ist, dass der Kraftstoffverbrauch und somit der Energieverbrauch 2019 auf das Niveau von 1995 zurückgefallen sind.[29]
Im Güterverkehr trägt der inländische LKW-Transport den Mammutanteil an transportierten Gütern mit 3,2 Mrd. Tonnen, gefolgt von Bahn und Binnenschifffahrt mit ca. 357 Mio. und 195 Mio. Tonnen. Dabei wird pro Tonnenkilometer durch einen LKW 19-mal mehr Kraftstoff verbraucht als etwa mit der Bahn.[33]
Unsere Vision:
Die beste Fahrt ist die Fahrt, die nicht gefahren werden muss. Fahrten (Personentransport, Gütertransport etc.), welche bleiben und nicht ohne Fremdenergie (außer Personenkraft) zurückgelegt werden können, sollen fossilfrei zurückgelegt werden. Dabei spielen physische und soziale Unterschiede keine Rolle. Fossilfreie Transportmöglichkeiten sind attraktiver für Mensch, Güter und die Umwelt, als Fossilbasierte. Einzelfahrten sind nicht mehr auf Höhe der Zeit. Intelligente Systeme sorgen für perfekten Fluss von Personen und Güter.
Unsere Forderungen:
- Ausbau des Fuß- und Radwegenetz sowie deren Kompatibilität mit öffentlichen Verkehrsmitteln fördern.
- Bestehenden ÖPV in ländlichen Räumen durch flexible Angebote ergänzen und ausbauen.
- Vernetzung aller Buchungs- und Auskunftssysteme des ÖPV zur einfachen, individuelle Fahrwegplanung kann den ÖPV stärken und somit den Energieverbrauch reduzieren.
- Mitnahmeangebote und Carsharing-Modelle durch fossilfreie Antriebe zur Fortbewegung im ÖPV freiem Gebiet attraktiv gestalten.
- Kostenlose Angebote für junge Menschen zur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel.
- Kostengünstige Nutzung des ÖPV für alle Personen.
- Flächendeckender Ausbau des Schienennetzes für weniger Konkurrenz zwischen Personen- und Güterverkehr.
- Ausbau des Hochgeschwindigkeitsstreckennetzes auf einem separaten Schienennetz (vgl. Frankreich[30]).
- Steuer- und Abgabenpolitik so gestalten, dass Bahnfahrten Kurzstreckenflügen und dem Individualverkehr preislich überlegen sind.
- Entwicklung von umweltschonenden und zeitlich flexiblen Möglichkeiten für den Verkehr auf der "letzten Meile",um die Anbindung ländlicher Gebiete sozialverträglich zu transformieren, erhalten und bestenfalls zu stärken..
- Inlandsflüge müssen abgeschafft werden.
- Einführung eines Tempolimits von 130 km/h auf Autobahnen und flexible Angebote für Homeoffice. Dies sind einfache Mittel, nicht nur zum Kraftstoff sparen.
- Weiterentwicklung der Lkw-Maut und Umstellung der Lkw-Maut hin zu Energieeffizienzklassen.
- Der Verkehrsträger Wasserstraße muss unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte gestärkt werden.
- Regionale Wirtschaftskreisläufe müssen gestärkt werden, um Transportwege einzusparen. Fahrten, die aufgrund von ökonomischen Vorteilen, zur Vermeidung von Abgaben zum Klimaschutz, durchgeführt werden, müssen verboten werden.
Rückblickend müssen wir als KLJB Bayern feststellen, dass viele unserer richtungsweisenden Positionierungen in den Bereichen der Energiewende, der Erneuerbaren Energien und des Energieverbrauchs in den vergangenen 20 Jahren wenig Gehör gefunden haben. Wir fordern daher echte Teilhabe an der Energiewende und deren Gestaltung, denn Energiewende ist auch Klimaschutz und Landesentwicklung und muss zusammen gedacht und umgesetzt werden.
Auch wir als Jugendverband und Einzelpersonen wollen selbst Verantwortung übernehmen und die Energiewende bewusst leben.
Es ist höchste Zeit zu handeln und die Forderungen der KLJB in die Tat umzusetzen.
[1] Vgl. Beschluss „Junge Ideen für neue Energie“ (2012), Beschluss „Klimapolitische Forderungen der KLJB Bayern“ (2020), Beschluss „Bayern muss vorangehen“ (2021)
[2] Vgl. Beschluss „Eternergy“ (2002)
[3] Vgl. Beschluss Klimapolitik ist auch Entwicklungspolitik“ (2011)
[4] Vgl. Leitlinien der KLJB Bayern: „landwirtschaftlich, ökologisch, nachhaltig“: Nr. 8. „Wir setzen uns für die Förderung nachhaltiger Energie- und Mobilitätskonzepte ein. Wir leisten unseren Beitrag zum Klimaschutz durch den Einsatz Erneuerbarer Energien, konsequentes Energiesparen und die bevorzugte Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.“
[5] Umweltbundesamt 2022: https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-deutschland#emissionsentwicklung (aufgerufen am 21.04.2022)
[6]https://www.lfu.bayern.de/umweltdaten/indikatoren/klima_energie/co2_emissionede/umweltdaten/indikatoren/klima_energie/co2_emissionede/umweltdaten/indikatoren/klima_energie/co2_emissionede/umweltdaten/indikatoren/klima_energie/co2_emissionede/umweltdaten/indikatoren/klima_energie/co2_emissionede/umweltdaten/indikatoren/klima_energie/co2_emissionede/umweltdaten/indikatoren/klima_energie/co2_emissione-de/umweltdaten/indikatoren/klima_energie/co2_emissione-de/umweltdaten/indikatoren/klima_energie/co2_emissione-de/umweltdaten/indikatoren/klima_energie/co2_emissione-de/umweltdaten/indikatoren/klima_energie/co2_emissione-de/umweltdaten/indikatoren/klima_energie/co2_emissione-de/umweltdaten/indikatoren/klima_energie/co2_emissione-de/umweltdaten/indikatoren/klima_energie/co2_emissione-de/umweltdaten/indikatoren/klima_energie/co2_emissione-de/umweltdaten/indikatoren/klima_energie/co2_emissione-n/index.htm /https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-deutschland#emissionsentwicklung
[7] Definition: Energiewende bezeichnet die Transformation hin zu einer dauerhaften Versorgung von Wirtschaft und Gesellschaft mit Energien wie Strom und Wärme aus nachhaltig nutzbaren, erneuerbaren oder regenerativen Quellen (Quelle: Energiewende | bpb.de)
[8] Definition: Unter der Sektorenkopplung wird die physische Kopplung verschiedener Infrastrukturen der Energieversorgung verstanden. Dabei werden per Definition die Sektoren Energiewirtschaft (Strom, Wärme, Gas), Mobilität und Industrie verknüpft. (Quelle: Definition Sektorenkopplung: Worum geht es? - EMCEL)
[9]Energiemanagementsysteme | Umweltbundesamt
[10] Informationen zu Beispielen für innovative Technologien, deren Förderung die KLJB Bayern fordert:
The Future of Solid State Wind Energy - No More Blades - YouTube
This Solar Powered Boat Could be the Future of Transportation - YouTube
Australien: Ein neues Leben für eine verlassene Goldmine | en:former (en-former.com)https://www.youtube.com/watch?v=p6CF-umWLZg&ab_channel=UndecidedwithMattFerrell
[11]Energie-Atlas Bayern - Rund um Energie - Daten und Fakten
[12]Monitoringsbericht_2020_02-22 (bayern.de)
[13] Personen, welche zugleich Konsument*in und Produzent*in sind
[14] Der Teil des Stromverbrauchs, der nach Abzug der Einspeisungen durch die beiden Erneuerbaren Energien Wind- und Solarkraft übrigbleibt, nennt sich Residuallast. Um diese Restnachfrage decken zu können, braucht es regelbare Energiequellen.
[15] „Ein Hektar Solarpark ersetzt 40 ha Biogasmais“ (Quelle: PDF Vorlage von Prof. Dr. Sterner, Seite 54 „Wie wird Bayern klimaneutral“ Vortag beim Landesausschuss I, 2022)
[16] Konversionsflächen Flächen, deren ökologischer Wert infolge der ursprünglichen wirtschaftlichen, verkehrlichen, wohnungsbaulichen oder militärischen Nutzung schwerwiegend beeinträchtigt ist, und bei denen die Auswirkungen dieser ursprünglichen Nutzung noch fortwirken.
[17]Agri-Photovoltaik - Fraunhofer ISE
[18] Windenergie spielt in Bayern immer noch eine untergeordnete Rolle mit einem Anteil von etwa 5,8% (2019) am Bruttostromverbrauch (Quelle: Bayern | BWE e.V. (wind-energie.de)
[19]„Repowering“ bezeichnet den vollständigen Austausch älterer Windenergieanlagen gegen moderne, leistungsfähigere Modelle
[20] In Bayern gibt es sieben Pumpspeicherkraftwerke mit einer Gesamtleistung von rund 550 Megawatt und einer Gesamtspeicherkapazität von rund 4,5 Millionen kWh. (Quelle: Wasserkraft - StMWi Bayern)
[21] Power-to-X (PtX) ist eine Technologie zur Herstellung synthetischer Brenn-, Kraft- und Grundstoffe aus elektrischer Energie. Was ist "Power-to-X"? Die Technologie einfach erklärt | Video | BMUV
[22]Wärme aus regenerativen Quellen - Agentur für Erneuerbare Energien (unendlich-viel-energie.de)
[23]Ab 2026 gilt das Verbot von Ölheizungen (effizienzhaus-online.de)
[24] Endenergie ist die Energie, die aus Primärenergieträgern wie z.B. Braunkohle, Steinkohle, Erdöl, Erdgas, Wasser oder Wind durch die Umwandlung gewonnen wird. Dabei wird die Primärenergie in eine Form umgewandelt, die Verbraucher*innen nutzen können, z.B. Strom, Wärme oder Kraftstoffe.
[25] Die sogenannte graue Energie, bezeichnet die Energiemenge, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Produktes – oder eines Gebäudes – aufgewendet werden muss. Sie ist also die in Gebäuden gebündelte Energie, die für Bau, Herstellung und Transport aufgewendet wurde.
[26] Unter einem Passivhaus wird ein Gebäude verstanden, das aufgrund seiner hohen Wärmedämmung und dem Funktionsprinzip, mittels Wärmetauscher Lüftungswärmeverluste signifikant zu reduzieren, in der Regel keine klassische, wassergeführte Gebäudeheizung benötigt. Das Passivhaus ist kein Energie-Standard, sondern ein Gesamtkonzept für höchste Behaglichkeit.
[27] Eine Liegenschaft bezeichnet Grundstücke aller Art, was sowohl bebaute als auch unbebaute Grundstücke umfassen kann.
[28]Daten zur privaten Pkw-Nutzung (forschungsinformationssystem.de)Stand des Wissens: 03.12.2021
[29]Kraftstoffverbrauch | UmweltbundesamtStand des Wissens: 31.01.2022
[30]Schnellfahrstrecken - Hightech-Produkte mit hohen Anforderungen (hochgeschwindigkeitszuege.com)
[34] Die Wichtigkeit sinnvoll mit der Ressource Land umzugehen ist bereits in Anträgen der KLJB "Volksbegehren gegen Flächenfraß. Unterstützung für Betonflut eindämmen - damit Bayern Heimat bleibt" (2018) und "Flächen sparen - Land gewinnen" (2015) erkennbar und stellt auch in Bezug auf das Thema Energie eine große Relevanz in der KLJB dar.
[31]https://www.agora-energiewende.de/fileadmin/downloads/presse/01b_Impulse_12_Thesen_zur_Energiewende_November_2012_Kurzfassung_web.pdf
[32]Holz-Leitfaden-Kurzfassun.PDF (researchgate.net)
[33]https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Transport-Verkehr/Gueterverkehr/Tabellen/verkehrstraeger-hauptverkehrs-relation-a.html;jsessionid=BB7AF77176BFA1BAD5153D51E9563B73.live731
Das Thema „Energiewende“ wurde bereits vor zwei Jahren als ein Schwerpunktthema des Projektes „HITZEfrei. Auszeit für die Erde!“ gewählt, da es bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes in Bayern eine zentrale Rolle spielt.
Beim Landesausschuss 1 2022 gab es einen Studienteil mit dem ehem. KLJBler Prof. Dr. Michael Sterner zur Thematik. Im Anschluss daran wurde eine Antraggruppe gegründet.
Mit dem Beschluss möchte der Landesvorstand der KLJB Bayern die Landespolitik zu schnellerem Handeln aufrufen und stellt konkrete Forderungen, deren Umsetzung notwendig sein wird, um dem Klimawandel entschieden entgegenzuwirken.