Veranstaltung: | 73. KLJB-Landesversammlung 2022 |
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Tagesordnungspunkt: | 3 Anträge |
Antragsteller*in: | Landesvorstand (dort beschlossen am: 22.04.2022) |
Status: | Modifiziert |
Eingereicht: | 05.05.2022, 14:54 |
Überarbeitung: | Der Antrag wird gerade überarbeitet. Zwischenstand anzeigen |
A2: Energie der Zukunft - ökonomisch-, ökologisch-, sozialverträglich
Antragstext
Als größter ländlicher Jugendverband in Bayern, in dem sich über 25.000 junge
Christ*innen engagieren, nehmen wir unsere Verantwortung für die uns anvertraute
Schöpfung ernst. Deshalb erinnern wir Politik und Kirche regelmäßig und
eindringlich daran, dass im Hinblick auf einen voranschreitenden Klimawandel
viel zu wenig passiert, um die zunehmenden negativen Folgen einzudämmen bzw. zu
vermeiden.
Die KLJB Bayern befasst sich bereits seit Jahrzehnten immer wieder mit den
Themenfeldern Klimawandel und Klimaschutz und damit auch mit Energiewende,
Erneuerbare Energien und Energieverbrauch.[1] So forderten wir bereits 2002 die
Förderung der Forschung für Erneuerbare Energien auszubauen[2] sowie seit 2011
ganz konkret die Eindämmung des CO2-Ausstoßes.[3]
Auch in den Leitlinien der KLJB-Bayern sind die oben genannten Themen seit
langem verankert.[4] In den Projekten „Ausgewachsen. Wie viel ist genug?“ 2015-
16 und „HITZEfrei. Auszeit für die Erde 2020-2022 zeigten wir unseren positiven
Zugang, dass weniger Energieverbrauch und kritischer Konsum für junge Menschen
mehr Lebensqualität bedeuten können.
Die Fortschritte bei der Umsetzung in diesen Bereichen sind bereits ersichtlich
und auch die aktuell laufenden Debatten in Politik und Gesellschaft begrüßen
wir. Jedoch wird die Zeitspanne, in der wir noch handeln können, um die Ziele
des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, immer kleiner. Die negativen
Auswirkungen des, durch den Menschen verursachten Klimawandels, sind heute
größer als noch vor 10 Jahren. Mit dieser Geschwindigkeit werden wir die
geplanten Klimaziele nicht erreichen.[5] Hierbei sehen wir keinen Verzicht,
sondern die Chance auf einen Mehrwert für uns und unsere nachfolgenden
Generationen in einer wohlbehaltenen Umwelt zu leben.
- Energiewende und Politische Rahmenbedingungen
Ausgangssituation:
Die Art und Weise, wie wir früher und auch heute noch größtenteils Energie
erzeugen und nutzen ist nicht nachhaltig. Es entstehen Treibhausgasemissionen,
Umweltschäden, ein immenser Ressourcenverbrauch und viele ungenutzte Potentiale,
die energetisch genutzt werden könnten. Aufgrund dieser Problematik wurde eine
Energiewende eingeleitet, um vor allem dem Klimawandel entgegenzuwirken. Die
Bayerische Staatsregierung setzt seit mehr als 20 Jahren verschiedene Programme
auf und erreicht ihre gesteckten Ziele. Trotz Erreichen der Energiewendeziele
bis 2025 stoßen wir zu viele Treibhausgase[6] aus. Wir erkennen den Willen der
Bayerischen Staatsregierung die Energiewende voranzutreiben jedoch sehen wir
keine authentischen Ansätze in der Umsetzung.
Unsere Vision:
Unsere Vision als ländlicher Jugendverband zur Energiewende[7] war und ist es,
100% unserer Energie aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen. Damit dies gelingt,
werden in Bayern weiterhin die Erneuerbaren Energien ausgebaut. Allen voran
betrifft dies die Wind- und Sonnenenergie, da diese das größte
Entwicklungspotenzial besitzen. Wasserkraft und Biomasse werden als ergänzende
Energiequellen effizient, umwelt- und klimaverträglich weiterentwickelt.
Wir brauchen in Europa, Deutschland und Bayern eine gebietsübergreifende
Sektorenkopplung[8] aus dem Strom-, Wärme- und Mobilitätssektor. Es müssen
Synergien erkannt, genutzt und ausgebaut werden. Dadurch erhalten wir unsere
Kulturlandschaft und dessen Vielfalt.
Erneuerbare Energien und Speichermöglichkeiten werden in Zukunft weitergedacht
und entwickelt, damit Technologien ökonomisch greifbar bleiben und werden. Vor
allem braucht es entsprechende Rahmenbedingungen für die Energieerzeugung, die
an klimaneutrale oder bestenfalls an klimapositive Standards angelehnt sind.
Unsere Forderungen:
- Kostengünstige, sektorenübergreifende Energieberatung zur besseren
Durchdringung und Aufklärung sowie einem konkreten Nutzen für die zu
Beratenden.
- Eine Strategie und ein Förderprogramm zur Intensivierung der bayerischen
Kreislaufwirtschaft.
- Breit angelegte Öffentlichkeitskampagnen zu energieeffizientem Verhalten
sowie Aufklärung zu „erneuerbaren Energie-Mythen“.
- Verpflichtende Kennzeichnung des Energieverbrauchs von der
Rohstoffgewinnung über Produktion und Lebensdauer bis hin zur Entsorgung
eines Geräts.
- Schulungen zu energiesparenden Möglichkeiten im öffentlichen, kirchlichen
und privaten Bereich.
- Schulungen von Mitarbeiter*innen im Bereich Energieeinsparung sowie
verstärktes Kostenmanagement im Energiebereich in Betrieben und Industrie
muss verpflichtend eingeführt werden, um die enormen Einsparpotentiale zu
nutzen.
- Verpflichtendes Energiemanagement in Betrieben, öffentlichen und
kirchlichen Einrichtungen[9] , gekoppelt mit wiederkehrenden,
zertifizierten Energieeffizienzberatungen, deren identifizierte Maßnahmen
unverzüglich umgesetzt werden.
- Förderung von Startups, Forschungseinrichtungen und Maßnahmen in den
Bereichen Energieeffizienz und -einsparung[10].
- Anfallende Prozesswärme muss bezüglich ihrer energetischen Weiternutzung
geprüft und genutzt werden.
- Potenziale sollen in einer bayernweiten Analyse erfasst und nach
Nutzen/Aufwand der Energiegewinnung zugeführt werden.
- Stromsektor
Ausgangssituation:
Strom wird als die effizienteste und vielseitigste Energieform gesehen. Durch
die flexiblen Einsatzmöglichkeiten wird dieser nicht nur im Stromsektor
berücksichtigt, sondern auch in den anderen Sektoren mitgedacht.
Der Strommix in Bayern setzt sich 2021 zu 48% aus konventionellen und zu 52% aus
erneuerbaren Energieträgern zusammen.[11] Dadurch bildet der Stromsektor im
Vergleich zu den restlichen Sektoren den höchsten Deckungsanteil an Erneuerbaren
Energien ab[12]. Betrachtet man den Endenergieverbrauch liegt der durch Strom
gedeckte Anteil bei etwa 19%. Um die Klimaziele, wie auch die Unabhängigkeit von
importierten Energieträgern zu erreichen, wird vor allem auf die Erhöhung des
Elektrifizierungsgrads in allen Sektoren gebaut.
Unsere Vision:
Unsere Vision einer künftigen Stromversorgung sieht eine sichere,
umweltfreundliche, sozialverträgliche, unabhängige und stabile Versorgung vor.
Strom wird aus erneuerbaren Energien gewonnen und effizient zum Einsatz kommen.
Dies wird über dezentrale Erzeugung und Speicherung und somit ortsnahem
Verbrauch sichergestellt. Bürger*innen bekommen eine echte Möglichkeit als
Prosument*in[13] aufzutreten, um die Akzeptanz in der Gesellschaft zu erhöhen
und den Fortschritt der Stromerzeugung, -speicherung und -verwertung
voranzutreiben. Sektoren und deren Systeme werden hinsichtlich ihrer Effizienz
nicht mehr alleinstehend betrachtet. Sie werden entlang ihrer
Wertschöpfungskette betrachtet und ausgewertet. Daraus resultierende Synergien
sind bei entstehendem Mehrwert aufzugreifen und zu koppeln, damit wir für unsere
Zukunft ein ganzheitliches Energienetzwerk über die Landesgrenze hinaus
erhalten, welches uns ein klimaneutrales Leben ermöglicht.
Unsere Forderungen:
- Verbrauchsfördernde Elemente in Tarifen müssen abgeschafft und durch
verbrauchsreduzierende Elemente ersetzt werden.
- Leerlaufverluste müssen bei allen nicht sicherheitsrelevanten
Einsatzfällen abgestellt werden.
- Beleuchtung von öffentlichen, kulturellen und industriellen Bauten sowie
von Straßen muss energieeffizient saniert und – wo möglich – reduziert
oder abgebaut werden.
- Ausbaumöglichkeiten für erneuerbare Energien müssen unter dem
Gesichtspunkt der Umweltverträglichkeit und der Klimatauglichkeit geprüft
und weiterentwickelt werden.
- Stromerzeugung aus Biomasse ist nur tragbar, wenn der Betrieb
ausschließlich mit Substanzen bewerkstelligt wird, die nicht als Nahrungs-
oder Futtermittel verwertbar sind und die entstehende Abwärme effizient
genutzt werden kann. Die Erzeugung von Strom über Bioenergie als
residuallastfähige[14] Energiequelle ist gerechtfertigt. Allerdings muss
beachtet werden, dass die Energieausbeute pro Flächeneinheit sehr gering
ist im Vergleich zu Photovoltaikanlagen[15].
- Die Pflicht einer Photovoltaikanlage auf entsprechenden Dächern
öffentlicher und kirchlicher Gebäude sowie Neuanlage von
Freiflächenphotovoltaik auf geeigneten nichtlandwirtschaftlichen
Freiflächen ist unumgänglich[16].
- Konkurrenz zwischen Nahrungsmittel- und Sonnenenergieerzeugung auf
landwirtschaftlichen Flächen muss durch Forschung an und Förderung von
effizienten Agriphotovoltaikanlagen[17] vermieden werden.
- Das vorhandene Ausbaupotential der Photovoltaik im privaten Bereich muss
durch entsprechende Anreize nutzbar gemacht werden. Vor allem muss eine
mittelfristige Planbarkeit gewährleistet sein.
- Der Ausbau von Windenergie muss aufgrund der technischen Weiterentwicklung
von Windenergieanlagen und der dadurch erschließbaren Potentiale auch in
Bayern vorangetrieben werden.[18]
- Die 10H-Regelung muss endgültig abgeschafft werden.
- Flächen für erneuerbare Energieanlagen auf Grundlage von Potentialstudien
und Beteiligung sowie Aufklärung der Bevölkerung müssen festgelegt werden.
- Effizienzpotential von Bestandsanlagen zur Energiegewinnung aus
Erneuerbaren durch Repowering[19] muss ausgeschöpft werden.
- „Brückentechnologie“ für den Übergang: Den Neubau von Großkraftwerken auf
Basis von Erdgas als Brückentechnologie sieht die KLJB Bayern kritisch.
Hier muss eine zukunftsorientierte Ausrichtung der Technologie für
biologisch oder synthetisch hergestelltes Gas gegeben und deren Einsatz
forciert werden.
- Durch entsprechende Vernetzung sowie Kommunikations- und
Dateninfrastruktur sind die Netzkomponenten zu einem intelligenten
Stromnetz (Smart Grid) aufzurüsten, um die Nachfrage und dezentrale
Stromerzeugung zum regionalen und europaweiten Ausgleich steuern zu
können.
- Ergänzend ist ein Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsnetz (Super-Grid-
Stromnetz) zum verlustarmen Stromtransport über weite Strecken aufzubauen,
um Schwankungen durch größere Verbünde auszugleichen und die
Erzeugungspotentiale einbinden zu können.
- Forschungsanstrengungen im Bereich der Speichermöglichkeiten sind zu
fördern.
- Es braucht vermehrte Forschungsanstrengungen zur effizienten Herstellung
von synthetischem Gas als Möglichkeit, Stromspitzen abzufedern. Das
erzeugte Gas kann in das (bestehende) Erdgasnetz zur Speicherung und
Nutzung eingespeist werden.
- Ergänzend dazu sind die Kapazitäten an Pumpspeicherkraftwerken in Bayern
zu erhöhen, wo dies umweltverträglich möglich ist.[20]
- Der Eigenverbrauch von Photovoltaikstrom muss durch die Entwicklung
effizienter und finanzierbarer Speichermöglichkeiten für den Haushalt
erhöht werden. Beim Netzausbau müssen die Grundstückseigentümer faire
Entschädigungen erhalten.
- Beschaffung und Entsorgung erneuerbarer Anlagen muss von Anfang an
mitgedacht und an nachhaltigen Produktions- und Recyclingtechniken aktiv
geforscht werden.
- Aufgrund etappenweiser Erfolge und der daraus resultierenden Erkenntnisse
ist Fusion eine weiter zu verfolgende Energiequelle.
- Materialforschung für Speichertechnologien muss gefördert werden, um
bestehende und neue Anlagen sowie deren Prozesse zu verbessern.
- Bestehende Infrastruktur muss nach Möglichkeit weiterverwendet, angepasst
oder ausgebaut werden, um den Wandel bestmöglich zu unterstützen.
- Power to X[21] ist ein Baustein für die dezentrale Versorgung und
Netzsicherheit und ist deshalb weiter zu fördern, zu erforschen und
auszubauen.
- Überschussstrom darf nicht abgeregelt, sondern muss für die Befüllung der
Speicher oder für Power to X genutzt werden.
- Wärmesektor
Ausgangssituation:
2019 deckten erneuerbare Energien 14,5 % des gesamten deutschen
Wärmebedarfs[22]. Im Bereich der Wärmeerzeugung sind wir weit davon entfernt,
von einer nachhaltigen Versorgung sprechen zu können. Obwohl der Wärmesektor ein
enormes Potential für die Einsparung von Energie bereithält, stellt die KLJB
Bayern hier nur sehr geringe Fortschritte fest und sieht großen Handlungsbedarf.
Dass die Förderung von Ölheizungen erst 2019 eingestellt wurde und ein Verbot
für die Installation einer neuen Ölheizung erst ab 2026 in Kraft tritt[23],
verdeutlicht, wie langwierig und träge politische Entscheidungen in diesem
Bereich sind.
Der Endenergieverbrauch[24] für Wärme und Kälte verursacht gut die Hälfte des
gesamten deutschen Endenergieverbrauchs. In den privaten Haushalten werden über
90 % der Endenergie für Wärmeanwendungen verbraucht. Hierbei entfallen allein
rund zwei Drittel auf den raumwärmebedingten Endenergieverbrauch.
Noch weitgehend unberücksichtigt im Gebäudebereich bleibt die sogenannte „Graue
Energie“[25]. Durch diese Nicht-Einberechnung spielt es beim Neubau von Gebäuden
keine Rolle, ob Materialien, die mit hohem Energieaufwand produziert wurden,
verbaut werden oder ob auf organische Baumaterialien zurückgegriffen wird, die
sogar das als Pflanze gespeicherte CO2 weiterhin im Baumaterial speichern.
Unsere Vision:
Durch zeitnahe politische Weichenstellungen und ausreichend Fördermittel werden
laufend weitreichende Maßnahmen umgesetzt, die das Ziel „100% erneuerbare
Wärmeversorgung“ haben. Besonderes Augenmerk wird auf energetische
Gebäudesanierungen, den Ausbau von Nah- und Fernwärmenetzen und der Nutzung von
Abwärme gelegt. Außerdem trägt die Etablierung des heimischen Baumaterials Holz
dazu bei, dass der Bausektor schnell klimaneutral wird.
Unsere Forderungen:
- Gebäudesanierungen und Umnutzungen sind Neubauten vorzuziehen, dabei hat
der öffentliche und kirchliche Gebäudebestand Vorbildfunktion. Ist ein
Neubau unumgänglich, muss das Passiv-Haus[26] Standard sein.
- Wirtschaftliche Anreize für den Einbau regenerativ betriebener Heizungen,
auch bei Mietwohnungen, müssen erhalten und weiterentwickelt werden.
- Staatliche sowie staatlich unterstütze und breit angelegte
Öffentlichkeitskampagnen zur Energieeinsparung im Bereich Wärme und
Klimatisierung sowie richtigem Heiz- und Lüftungsverhalten sind zu fördern
und besonders in der Bildungsarbeit zu integrieren.
- Die konsequente Prozesswärmenutzung in Industriebetrieben muss
verpflichtend eingeführt und Kooperationen vor Ort mit Betrieben und
kommunalen Einrichtungen zur Nutzung dieser Abwärme ausgebaut werden.
- Administrative Hemmnisse beim Bau von Kraft-Wärme-Kopplung-Anlagen, die
mit nachwachsenden Rohstoffen betrieben werden, müssen abgebaut werden.
- Erdwärmeanlagen müssen weiter gefördert werden, am sinnvollsten zusammen
mit einer eigenen Energiequelle für die Deckung des hohen Strombedarfs.
- Biogas erreicht seinen maximalen Wirkungsgrad, wenn es zugleich zur Strom-
und Wärmeerzeugung genutzt wird und darf daher nur mit einem angepassten
Wärmekonzept zum Einsatz kommen.
- Vor allem in der Wärmeversorgung leistet Holzenergie einen zentralen
Beitrag zum Klimaschutz. Da sich stoffliche und energetische Nutzung gut
vereinbaren lassen und bei nachhaltiger Nutzung ausreichend Potential in
Bayern vorhanden ist, muss diese Art der Wärmeenergie weiter
vorangetrieben werden.
- Die Verschärfung der Grenzwerte für den Abgasverlust bei Heizungsanlagen
muss vorangetrieben werden, um den Austausch veralteter Anlagen gegen
effiziente Neuanlagen zu fördern.
- Der Ausbau von Wärmenetzen, zum Transport von Wärmeüberschüssen, hin zu
einem Wärmeabnehmer, muss weiter vorangetrieben werden.
- Öffentliche und kirchliche Liegenschaften[27] müssen verstärkt an
Wärmenetze angeschlossen werden.
- Holz muss als Baumaterial verstärkt eingesetzt werden. Eine rasche
Anhebung der CO2-Steuer beschleunigt diese Transformation.
- Mobilitätssektor:
Ausgangssituation:
1,5 Personen sitzen im Durchschnitt in deutschen Autos. Auch, wenn der mittlere
Besetzungsgrad seit Jahren in etwa gleichbleibend ist, steigen die im
Individualverkehr zurückgelegten Kilometer seit 2000 an.[28] Trotz mehr
gefahrener Kilometer wurde vorerst unter anderem durch effizientere Motoren,
Stärkung des öffentlichen Verkehrssystems und Preiserhöhungen eine Reduzierung
des Kraftstoffverbrauches erreicht. Seit 2010 konnten diese Einflussfaktoren,
das mehr an zurückgelegten Kilometern nicht mehr ausgleichen. Die Folge daraus
ist, dass der Kraftstoffverbrauch und somit der Energieverbrauch 2019 auf das
Niveau von 1995 zurückgefallen sind.[29]
Im Güterverkehr trägt der inländische LKW-Transport den Mammutanteil an
transportierten Gütern mit 3,2 Mrd. Tonnen, gefolgt von Bahn und
Binnenschifffahrt mit ca. 357 Mio. und 195 Mio. Tonnen. Dabei wird pro
Tonnenkilometer durch einen LKW 19-mal mehr Kraftstoff verbraucht als etwa mit
der Bahn.
Unsere Vision:
Die beste Fahrt ist die Fahrt, die nicht gefahren werden muss. Fahrten
(Personentransport, Gütertransport etc.), welche bleiben und nicht ohne
Fremdenergie (außer Personenkraft) zurückgelegt werden können, sollen fossilfrei
zurückgelegt werden. Dabei spielen physische und soziale Unterschiede keine
Rolle. Fossilfreie Transportmöglichkeiten sind attraktiver für Mensch, Güter und
die Umwelt, als Fossilbasierte. Einzelfahrten sind nicht mehr auf Höhe der Zeit.
Intelligente Systeme sorgen für perfekten Fluss von Personen und Güter.
Unsere Forderungen:
- Ausbau des Fuß- und Radwegenetz sowie deren Kompatibilität mit
öffentlichen Verkehrsmitteln fördern.
- Bestehenden ÖPV in ländlichen Räumen durch flexible Angebote ergänzen und
ausbauen.
- Vernetzung aller Systeme des ÖPV zur einfachen Fahrwegplanung kann den
Individualverkehr und somit den Kraftstoffverbrauch reduzieren.
- Mitnahmeangebote und Carsharing-Modelle durch fossilfreie Antriebe zur
Fortbewegung im ÖPV freiem Gebiet attraktiv gestalten.
- Kostenlose Angebote für junge Menschen zur Nutzung der öffentlichen
Verkehrsmittel.
- Flächendeckender Ausbau des Schienennetzes für weniger Konkurrenz zwischen
Personen- und Güterverkehr.
- Ausbau eines Hochgeschwindigkeitsstreckennetzes auf einem separaten
Schienennetz (vgl. Frankreich[30]).
- Steuer- und Abgabenpolitik so gestalten, dass das Bahnfahren den
Kurzstreckenflügen und dem Individualverkehr preislich überlegen sind.
- Inlandsflüge müssen abgeschafft und durch effizientere Alternativen
ersetzt werden.
- Einführung eines Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen, Neuetablierung
von autofreien Sonntagen und flexible Angebote für Homeoffice. Dies sind
einfache Mittel, nicht nur zum Kraftstoff sparen.
- Weiterentwicklung der Lkw-Maut und Umstellung der Lkw-Maut hin zu
Energieeffizienzklassen.
- Der Verkehrsträger Wasserstraße muss unter Berücksichtigung ökologischer
Aspekte gestärkt werden.
- Regionale Wirtschaftskreisläufe müssen gestärkt werden, um Transportwege
einzusparen. Fahrten, die aufgrund von ökonomischen Vorteilen durchgeführt
werden, müssen verboten werden.
Rückblickend müssen wir als KLJB Bayern feststellen, dass viele unserer
richtungsweisenden Positionierungen in den Bereichen der Energiewende, der
Erneuerbaren Energien und des Energieverbrauchs in den vergangenen 20 Jahren
wenig Gehör gefunden haben. Wir fordern daher echte Teilhabe an der Energiewende
und deren Gestaltung, denn Energiewende ist auch Klimaschutz und
Landesentwicklung und muss zusammen gedacht und umgesetzt werden.
Auch wir als Jugendverband und Einzelpersonen wollen selbst Verantwortung
übernehmen und bewusst mit der Ressource „Energie“ sparsam umgehen und
Synergieeffekte schaffen.
Es ist höchste Zeit zu handeln und die Forderungen der KLJB in die Tat
umzusetzen.
[1] Vgl. Beschluss „Junge Ideen für neue Energie“ (2012), Beschluss
„Klimapolitische Forderungen der KLJB Bayern“ (2020), Beschluss „Bayern muss
vorangehen“ (2021)
[2] Vgl. Beschluss „Eternergy“ (2002)
[3] Vgl. Beschluss Klimapolitik ist auch Entwicklungspolitik“ (2011)
[4] Vgl. Leitlinien der KLJB Bayern: „landwirtschaftlich, ökologisch,
nachhaltig“: Nr. 8. „Wir setzen uns für die Förderung nachhaltiger Energie- und
Mobilitätskonzepte ein. Wir leisten unseren Beitrag zum Klimaschutz durch den
Einsatz Erneuerbarer Energien, konsequentes Energiesparen und die bevorzugte
Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.“
[5] Umweltbundesamt 2022:
https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-
deutschland#emissionsentwicklung (aufgerufen am 21.04.2022)
[7] Definition: Energiewende bezeichnet die Transformation hin zu einer
dauerhaften Versorgung von Wirtschaft und Gesellschaft mit Energien wie Strom
und Wärme aus nachhaltig nutzbaren, erneuerbaren oder regenerativen Quellen
(Quelle: Energiewende | bpb.de)
[8] Definition: Unter der Sektorenkopplung wird die physische Kopplung
verschiedener Infrastrukturen der Energieversorgung verstanden. Dabei werden per
Definition die Sektoren Energiewirtschaft (Strom, Wärme, Gas), Mobilität und
Industrie verknüpft. (Quelle: Definition Sektorenkopplung: Worum geht es? -
EMCEL)
[10] Informationen zu Beispielen für innovative Technologien, deren Förderung
die KLJB Bayern fordert:
[13] Personen, welche zugleich Konsument*in und Produzent*in sind
[14] Der Teil des Stromverbrauchs, der nach Abzug der Einspeisungen durch die
beiden Erneuerbaren Energien Wind- und Solarkraft übrigbleibt, nennt sich
Residuallast. Um diese Restnachfrage decken zu können, braucht es regelbare
Energiequellen.
[15] „Ein Hektar Solarpark ersetzt 40 ha Biogasmais“ (Quelle: PDF Vorlage von
Prof. Dr. Sterner, Seite 54 „Wie wird Bayern klimaneutral“ Vortag beim
Landesausschuss I, 2022)
[16] Konversionsflächen Flächen, deren ökologischer Wert infolge der
ursprünglichen wirtschaftlichen, verkehrlichen, wohnungsbaulichen oder
militärischen Nutzung schwerwiegend beeinträchtigt ist, und bei denen die
Auswirkungen dieser ursprünglichen Nutzung noch fortwirken.
[18] Windenergie spielt in Bayern immer noch eine untergeordnete Rolle mit einem
Anteil von etwa 5,8% (2019) am Bruttostromverbrauch (Quelle: Bayern | BWE e.V.
(wind-energie.de)
[19]„Repowering“ bezeichnet den vollständigen Austausch älterer
Windenergieanlagen gegen moderne, leistungsfähigere Modelle
[20] In Bayern gibt es sieben Pumpspeicherkraftwerke mit einer Gesamtleistung
von rund 550 Megawatt und einer Gesamtspeicherkapazität von rund 4,5 Millionen
kWh. (Quelle: Wasserkraft - StMWi Bayern)
[21] Power-to-X (PtX) ist eine Technologie zur Herstellung synthetischer Brenn-,
Kraft- und Grundstoffe aus elektrischer Energie. Was ist "Power-to-X"? Die
Technologie einfach erklärt | Video | BMUV
[24] Endenergie ist die Energie, die aus Primärenergieträgern wie z.B.
Braunkohle, Steinkohle, Erdöl, Erdgas, Wasser oder Wind durch die Umwandlung
gewonnen wird. Dabei wird die Primärenergie in eine Form umgewandelt, die
Verbraucher*innen nutzen können, z.B. Strom, Wärme oder Kraftstoffe.
[25] Die sogenannte graue Energie, bezeichnet die Energiemenge, die für
Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Produktes – oder
eines Gebäudes – aufgewendet werden muss. Sie ist also die in Gebäuden
gebündelte Energie, die für Bau, Herstellung und Transport aufgewendet wurde.
[26] Unter einem Passivhaus wird ein Gebäude verstanden, das aufgrund seiner
hohen Wärmedämmung und dem Funktionsprinzip, mittels Wärmetauscher
Lüftungswärmeverluste signifikant zu reduzieren, in der Regel keine klassische,
wassergeführte Gebäudeheizung benötigt. Das Passivhaus ist kein Energie-
Standard, sondern ein Gesamtkonzept für höchste Behaglichkeit.
[27] Eine Liegenschaft bezeichnet Grundstücke aller Art, was sowohl bebaute als
auch unbebaute Grundstücke umfassen kann.
[28]Daten zur privaten Pkw-Nutzung (forschungsinformationssystem.de)Stand des
Wissens: 03.12.2021
[29]Kraftstoffverbrauch | UmweltbundesamtStand des Wissens: 31.01.2022
Begründung
Das Thema „Energiewende“ wurde bereits vor zwei Jahren als ein Schwerpunktthema des Projektes „HITZEfrei. Auszeit für die Erde!“ gewählt, da es bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes in Bayern eine zentrale Rolle spielt.
Beim Landesausschuss 1 2022 gab es einen Studienteil mit dem ehem. KLJBler Prof. Dr. Michael Sterner zur Thematik. Im Anschluss daran wurde eine Antraggruppe gegründet.
Änderungsanträge
- Ä1 (DV Würzburg, Eingereicht)
- Ä2 (DV Würzburg, Eingereicht)
- Ä3 (Maria Dorfberger (DV Passau), Eingereicht)
- Ä4 (Jule Hack (DV Wü), Eingereicht)
- Ä5 (Dorothee Schott (MuF), Eingereicht)
- Ä6 (Anna Strasser (DV MuF), Eingereicht)
- Ä7 (Anna Strasser (DV MuF), Eingereicht)
- Ä8 (Robin Bojer, Eingereicht)
- Ä9 (Anna Strasser (DV MuF), Eingereicht)
- Ä10 (Antragskleingruppe (LV), Eingereicht)
- Ä11 (Antragsgruppe (LV), Behandelt)
- Ä12 (Antragsteller (lv), Behandelt)
- Ä13 (Georg MuF, Behandelt)
- Ä14 (Georg MuF, Behandelt)
- Ä15 (Georg Thurner (DV MuF), Eingereicht)
- Ä16 (Antragsteller (lv), Eingereicht)
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