Antrag: | Gemeinsam gegen Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit! Wir leben Demokratie und Toleranz |
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Antragsteller*in: | Josef Hartl (DV Passau) |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 23.05.2022, 13:16 |
Ä4 zu A1: Gemeinsam gegen Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit! Wir leben Demokratie und Toleranz
Antragstext
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bewerten und beschreiben, wie sie uns auf dem Land begegnen. Wir folgen dabei
dem klassischen Dreischritt der KLJB: Sehen. Urteilen. Handeln..
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Langzeitarbeitslose), bedeutet das nicht, dass wir diese nicht wahrnehmen und
ebenso stark ablehnen und uns auch dagegen einsetzen.
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Jüd*innen, Sinti*zze und Roma*nja und anderen oft von außen konstruierten
Gruppen.[2][2]Auch heutzutage begegnen uns rassistische Muster in allen Teilen der Gesellschaft. Einerseits in Form interpersoneller rassistischer Vorturteile, die auch in Gewalt enden können. Andererseiterseits auch als struktureller Rassismus, bei der PoC systematisch ausgegrenzt und Opfer willkürlicher Ausübung der Staatsgewalt werden. Aufgrund der langen Existenz von Rassismus und seiner darausfolgenden tiefen Indoktrination innerhalb der Gesellschaft sind sich viele der Existenz von niederschwelligen, vermeintlichen harmlosen, rassistischen Verhaltensmuster nicht bewusst. Doch gerade diese haben das Potential in tödlicher Gewalt zu enden, was spätestens seit der Mordserie des NSU der Bevölkerung bekannt ist-
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Rassismus begegnet uns überall in der Gesellschaft. Vom Alltagsrassismus, wie
der Frage woher man komme, bis zum strukturellen Rassismus wie bei
Polizeikontrollen aufgrund der Hautfarbe (“racial profiling”). Zudem ist
Rassismus so stark in unserer Gesellschaft verankert, dass viele Menschen nicht
einmal merken, wenn sie rassistisch handeln. Dieser unterbewusste Rassismus ist
einer der Nährböden für die extremsten rassistischen Straftaten, wie zum
Beispiel die Mordserie des NSU oder den Anschlag in Hanau 2020.
"Wir suchen den offenen, vorurteilsfreien Dialog und die Begegnung mit anderen
Kulturen und Religionen.Das Zusammenleben aller Menschen soll von Achtung,
Akzeptanz und Toleranz geprägt sein“ (Leitlinien der KLJB Bayern, 2010).
1. Unsere Jugendarbeit steht jeden Tag für Demokratie und Toleranz
Unser christlicher Glaube ist Grundlage unserer Leitlinien als KLJB Bayern und
verpflichtet uns zum Handeln für Demokratie und Toleranz, für eine vielfältige
und offene Gesellschaft.
Alle Formen von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (GMF) richten sich damit
gegen die Grundsätze der KLJB. Bei uns auf dem Land und bei uns im Jugendverband
ist kein Platz für all das, was unsere für alle offene Jugendarbeit, unsere
Demokratie und gelebte Toleranz in Frage stellt. Wir richten uns gegen alle
Tendenzen, Menschen ungleich zu behandeln.
Wir leben Demokratie – jeden Tag!
Als positive Botschaft senden wir aus, dass wir jeden Tag Demokratie leben. Das
bedeutet für uns, dass alle jungen Menschen von der kleinsten Aktion in der
Ortsgruppe an selbst über ihr direktes Umfeld im Jugendverband mitbestimmen
können. Sie gestalten demokratische Gremien und entscheiden damit über ihre ganz
persönliche Zukunft und Lebensumgebung – selbst, wenn sie in Bayern unter 18
Jahren leider noch immer vom zentralen Recht der Demokratie auf Wahlen und
Abstimmungen und dem Recht auf politische Jugendbeteiligung ausgeschlossen
bleiben.
Wir leben Toleranz – jeden Tag!
Dazu setzen wir das christliche Grundverständnis, den auf Jesus wurzelnden
Urbegriff von Nächstenliebe und Toleranz, der nicht verwechselt werden darf mit
Hinnehmen aller gesellschaftlichen Dummheiten und „Augen zu“.
Wir stellen uns dieser Herausforderung, weil wir seit langem in unserer
täglichen Arbeit und Bildungsarbeit Toleranz leben und Bildungsarbeit zum
Themenbereich anbieten. Wir sind uns dabei seit unserem Forschungsprojekt
„Stadt. Land. Wo?“ bewusst, dass das Thema Toleranz auch gegenüber vielfältigen
und jungen Lebensformen auf dem Land und in unserer Kirche für viele leider noch
immer eine Herausforderung ist.
2.Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wertet Menschen ab
Das in der politischen Sozialforschung entwickelte Konzept von “Gruppenbezogener
Menschenfeindlichkeit” (GMF) überzeugt uns in seiner Klarheit. Es zeigt mit den
nach verschiedenen Formen der Abwertung von Menschen kategorisierten Dimensionen
auf, dass eine Ungleichbehandlung und Ausgrenzung von Menschen in der Mitte der
Gesellschaft verankert ist. Wichtig für unsere Jugendarbeit ist, dass GMF auch
im Kleinen anfängt.
GMF beschreibt die pauschale Ablehnung einer Person oder Personengruppe allein
schon deshalb, weil sie nicht zur “eigenen” Gruppe gerechnet wird, mithin eine
“fremde, andere” Gruppe ist.[1]
Wir bevorzugen das Konzept der GMF zur Beschreibung der miteinander
verschränkten Formen von “Ungleichmachen” als große Herausforderungen für
Demokratie und Toleranz. Gegenüber der weiter wichtigen Abgrenzung der KLJB zum
Rechtsextremismus hat das Konzept der GMF den Vorteil, dass keine oft
fruchtlosen Extremismus-Debatten folgen und es auch um Einstellungen und
Vorurteile geht, die sehr lange und sehr tief in der Mitte unserer Gesellschaft
verankert sind.
Im Folgenden führen wir die für uns wichtigsten Dimensionen der GMF aus,
bewerten und beschreiben, wie sie uns auf dem Land begegnen. Wir folgen dabei
dem klassischen Dreischritt der KLJB: Sehen. Urteilen. Handeln..
Wenn wir hier einige vorrangig in größeren Städten verbreitete Dimensionen der
GMF nicht ausführlicher darstellen (Feindlichkeit gegen Obdachlose und
Langzeitarbeitslose), bedeutet das nicht, dass wir diese nicht wahrnehmen und
ebenso stark ablehnen und uns auch dagegen einsetzen.
3. Wo uns Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit begegnet
3.1. Rassismus
Sehen
Rassismus ist kein neumodisches Problem. Die pseudowissenschaftliche Begründung
von verschiedenen Ethnien aufgrund äußerer Merkmale begann bereits im 16.
Jahrhundert. Die europäischen Völker sahen sich dem Rest der Welt überlegen. Sie
ordneten "minderwertigen" nicht-europäischen Völkern negative Eigenschaften zu
und rechtfertigten so ihre Ausbeutung. Dieser Überlegenheitsgedanke während des
Kolonialismus und Sklavenhandels führte im Nationalsozialismus in Verbindung mit
einem wahnhaften Antisemitismus zum einzigartigen Völkermord an den europäischen
Jüd*innen, Sinti*zze und Roma*nja und anderen oft von außen konstruierten
Gruppen.[2][2]Auch heutzutage begegnen uns rassistische Muster in allen Teilen der Gesellschaft. Einerseits in Form interpersoneller rassistischer Vorturteile, die auch in Gewalt enden können. Andererseiterseits auch als struktureller Rassismus, bei der PoC systematisch ausgegrenzt und Opfer willkürlicher Ausübung der Staatsgewalt werden. Aufgrund der langen Existenz von Rassismus und seiner darausfolgenden tiefen Indoktrination innerhalb der Gesellschaft sind sich viele der Existenz von niederschwelligen, vermeintlichen harmlosen, rassistischen Verhaltensmuster nicht bewusst. Doch gerade diese haben das Potential in tödlicher Gewalt zu enden, was spätestens seit der Mordserie des NSU der Bevölkerung bekannt ist-
Urteilen
Rassismus begegnet uns überall in der Gesellschaft. Vom Alltagsrassismus, wie
der Frage woher man komme, bis zum strukturellen Rassismus wie bei
Polizeikontrollen aufgrund der Hautfarbe (“racial profiling”). Zudem ist
Rassismus so stark in unserer Gesellschaft verankert, dass viele Menschen nicht
einmal merken, wenn sie rassistisch handeln. Dieser unterbewusste Rassismus ist
einer der Nährböden für die extremsten rassistischen Straftaten, wie zum
Beispiel die Mordserie des NSU oder den Anschlag in Hanau 2020.
Unser christlicher Glaube positioniert sich klar gegen Rassismus. Der Apostel
Paulus fordert, dass die Kirche eine Gemeinschaft ist, in der die Vielfalt der
Menschen anerkannt wird, aber keine unterschiedliche Behandlung der Menschen
vorgenommen wird („Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch
Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus
Jesus.“, Galater 3, 28).
Handeln - Was können wir dagegen tun?
Rassismus wird immer noch verharmlost, ignoriert oder verdrängt. Alle Einzelnen
von uns können im Bekanntenkreis, in der KLJB-Gruppe oder bei sich selbst etwas
gegen Rassismus tun. Rassismus ist kein Problem, das nur am rechten Rand
besteht, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem, das uns alle angeht.
Wir fordern von uns als KLJB Bayern und in der ganzen Gesellschaft:
- Wir müssen Rassismus klar benennen! Diese klare Benennung ist die
Grundlage für jegliche weitergehende Bekämpfung von Rassismus.
- Mit dieser klaren Benennung geht auch die eigene Befassung mit Rassismus
und deren Geschichteeinher, auch etwa in unserer Kirche und unseren
Heimatregionen. Viele rassistische Strukturen haben eine lange
Vergangenheit. Um die heutigen Ausmaße des Rassismus in unserer
Gesellschaft zu verstehen, müssen Hintergründe erkannt werden.
- Das Aufdecken der Hintergründe von bestimmten Begrifflichkeiten
ermöglicht, dass Fremdzuschreibungen durch Selbstzuschreibungen ersetzt
werden. Unsere rassistischen Begriffe müssen durch inklusive Sprache
ausgewechselt werden.
- Ehrenamtliches Engagement fördert Begegnungen mit den vielfältigsten
Menschen. Durch den Austausch mit Menschen aus aller Welt bei z.B.
Studienfahrten, Gruppenstunden, Veranstaltungen mit anderen Organisationen
oder Partnerschaften werden Vorurteile, die zu rassistischen Handlungen
oder Gedanken führen können, abgebaut.
- Aktives Einbeziehen von Menschen jeglicher Herkunft, insbesondere von
Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Gremien und
Veranstaltungen der KLJB-Ortsgruppen, Kreis- und Diözesanverbände, der
Landesebene sowie der Bundesebene.
Handeln - Was kann die Politik tun?
Rassismus ist nicht nur ein Problem von Einzelpersonen, sondern ein
gesamtgesellschaftliches. Dadurch ist es auch bis heute in unserem Staat
institutionalisiert. Es gibt Gesetze, Verordnungen und rassistische Methoden
u.a. bei der Polizei, obwohl ein solches Vorgehen durch das Grundgesetz
untersagt ist (Art. 3 Abs. 3 GG). Allzu oft werden Strafverfahren mit
rassistischen Motiven frühzeitig eingestellt oder die Strafverfolgung ist
mangelhaft.
Die demokratischen Einrichtungen für Integration, politische Bildung und
Beratung gegen Rassismus und GMF aller Dimensionen sind in Bayern im Vergleich
mit anderen Ländern immer noch weniger ausgestattet und zu wenig in der Fläche
auf dem Land präsent.[3]
Daher fordern wir von der Politik in Bayern:
- Die demokratische Zivilgesellschaft braucht mehr Unterstützung in Bayern.
Gerade wenn das Bundesinnenministerium nun endlich eine Priorität beim
Kampf gegen Rechtsextremismus sieht, muss Bayern die Programme passend
aufstocken mit einem eigenen Demokratiefördergesetz, das die
zivilgesellschaftliche Arbeit gegen Rassismus und GMF finanziell und
strukturell langfristig absichern kann.
- Die Partizipation von Menschen mit Migrationserfahrung muss gestärkt
werden, v.a. die bestehenden Verbände für junge Menschen mit
Migrationserfahrung. Gestärkt werden müssen auch die
Beratungseinrichtungen wie z.B. Jugendmigrationsdienste in Bayern.
- Wir fordern von Polizei und Staatsanwaltschaften eine konsequente
strafrechtliche Verfolgung bei rassistischen Äußerungen sowie Anfeindungen
oder Gewalttaten gegenüber Menschen anderer Herkunft oder Menschen, die
als solche “gelesen” werden.
- Verpflichtende Schulungen zu interkultureller Kompetenz in allen Organen
der Exekutive sollen zu höherer Sensibilität bezüglich Rassismus bei
Beamt*innen und Angestellten führen.
- Unabhängige wissenschaftliche Studien sollen das Ausmaß von Rassismus etwa
in der Polizei dazu ergänzend erfassen und Maßnahmen vorschlagen.
- Die Methode des Racial Profiling bei den Behörden soll verboten werden.
- Der Kampf gegen Rassismus soll in Bayern Verfassungsstatus bekommen.
Antirassismus und Demokratieförderung soll als Staatsauftrag in die
Verfassung aufgenommen werden, damit unsere Demokratie wehrhafter wird.
- Rassistisch motivierte Terrorakte dürfen sich nicht wiederholen! Orte, die
durch den Rassismus besonders gefährdet sind, z.B. Moscheen oder
Synagogen, müssen unter besonderen Schutz des Staates gestellt werden.
- Alle Menschen sollen – unabhängig der Herkunft – am politischen und
gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
- Politiker*innen sollen auf populistische Sprache bei Debatten verzichten,
sodass alle Menschen als Teil eines bunten und vielfältigen Bayerns
wahrgenommen werden können.
3.2. Sexismus und Antifeminismus
Sehen
Die Diskriminierung auf Grundlage des Geschlechts basiert auf vermeintlich
natürlichen Eigenschaften und daraus resultierend bestimmten Geschlechterrollen
und -erwartungen.
Sexistische Diskriminierung begegnet besonders Frauen* alltäglich durch
antifeministische Kommentare, abwertendes und ausgrenzendes Verhalten und Gewalt
aufgrund der Degradierung auf ihren Körper. Institutionell müssen sie oft
einstecken bei fehlender beruflicher und familiärer Vereinbarkeit, der
Lohnungleichheit und fehlender Repräsentation in politisch und wirtschaftlich
mächtigeren Positionen.
Urteilen
Sexistische und antifeministische Dynamiken zeigen sich besonders in sehr
traditionell und konservativ orientierten Milieus. Ländliche Räume neigen in
besonderer Form zu althergebrachten Strukturen und Geschlechterklischees,
definieren oft bestimmte Erwartungen sowie eine alltägliche Ungleichbehandlung.
Hier begegnet man besonders üblicherweise der Annahme von der Beschränkung auf
zwei Geschlechter sowie einer Hierarchie zwischen männlich und weiblich.[4]
Als Jugend auf dem Land ist hierbei eine deutliche Positionierung notwendig. Als
Christ*innen müssen wir uns klar gegen Sexismus äußern. Schon im
Schöpfungsbericht wird deutlich, dass der Mensch als Ebenbild Gottes gilt und
die Vielfalt notwendig ist.
Handeln
Alle sind aufgefordert, alltäglich die Stimme für Gleichstellung zu erheben,
sowie solidarisch Frauen* und ihre Forderungen zu unterstützen. Die eigene
Reflexion sowie der Austausch sind hierbei erste Schritte.Dazu kommen:
- Die KLJB Bayern nutzt explizit geschlechterinklusive Sprachformen und
unterstützt vielfältige Rollenmuster.
- Die KLJB Bayern unterstützt im öffentlichen Diskurs Initiativen, welche
die Gleichstellung aller Geschlechter institutionell, gesellschaftlich
sowie kirchlich fordern. Als katholischer Jugendverband unterstützen wir
die Frauenrechtler*innen von Maria 2.0, welche unter anderem den Anspruch
für einen gleichberechtigten Zugang zu allen Kirchenämtern erheben.
- Wir fordern die Politik auf, das Angebot institutioneller Hilfesysteme in
Bayern, wie Frauenhäuser und Beratungsstellen stärker zu fördern sowie bei
jungen Menschen stärker zu bewerben. Strafrechtlich muss Sexismus verfolgt
und explizit in Statistiken erfasst werden.
- Die berufliche und familiäre Entfaltungsmöglichkeit nach eigenem Wunsch
muss gesellschaftlich gestärkt und staatlich unterstützt werden. Besonders
Frauen* muss die Vereinbarkeit von Familie, Ehrenamt und Beruf sowie der
Zugang zu politischen Ämtern erleichtert werden.
3.3. Feindlichkeit gegen LGBTIQ* (lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und
intergeschlechtliche und andere queere Menschen)
Sehen
„Bist du schwul oder was?“ Diese und ähnliche diffamierende Beleidigungen sind
noch zu oft in Gruppen von jungen Menschen zu hören. Sie implizieren, dass
Homosexualität oder andere queere Lebensformen ein normabweichendes Handeln sei
und drücken somit eine Ungleichwertigkeit des Beleidigten aus.
Obwohl die Akzeptanz gegenüber der LGBTIQ*-Community in der Gesellschaft immer
weiter steigt, werden sie immer noch diskriminiert oder gar angegriffen und
ermordet. Vor allem Ältere, Männer, Gläubige und Menschen aus ländlichen Räumen
sind nicht-heterosexuellen Menschen gegenüber feindlich eingestellt.[5] In
einigen Ländern steht gleichgeschlechtlicher Sexualverkehr unter der
Todesstrafe. Noch viel zu oft wird Homosexualität mit Pädophilie gleichgesetzt.
Urteilen
Die christlich begründete Feindlichkeit gegenüber LGBTIQ* basiert auf dem
Missverständnis, dass die Texte in der Bibel buchstäblich und nicht sinnhaft
ausgelegt werden.[6] Als Ebenbild Gottes ist auch die Vielfalt der Menschen in
allen Facetten heilig. Religion ist keine Ausrede, queerfeindlich zu sein.
Doch leider tut sich die katholische Kirche auch noch im 21. Jahrhundert schwer,
Homosexuelle und unterschiedliche Lebensformen gänzlich in ihre Reihen mit
aufzunehmen. Die gelungene Initiative „Out in Church“ zeigt, wie rückständig die
Kirche immer noch beim Thema Sexualität ist.
Handeln
Als Teil der katholischen Kirche steht die KLJB für eine vielfältige
Gesellschaft und für eine offene Kirche. Niemand darf aufgrund der sexuellen
Orientierung ausgeschlossen werden.
Deshalb fordern wir, dass alle Mitglieder der KLJB und unserer Kirche sich gegen
Feindlichkeit zur LGBTIQ*-Community einsetzen.[7]
• Ängste, Vorurteile und feindliche Einstellungen sollen klar benannt werden,
damit Aufklärungsarbeit möglich wird; Verschweigen und Verdrängen leistet keinen
Beitrag zur Überwindung.
• Sexualität soll kein Tabuthema mehr sein! Alle sollen offen bei KLJB-
Veranstaltungen über Sexualität – auch die jeweils eigene - reden können.
• Wenn KLJBler*innen queerfeindliches Verhalten in ihrem Umfeld mitbekommen,
sollen sie sich aktiv dagegen einsetzen und nicht weghören. Eine Unterstützung
der Betroffenen ist wichtig, damit sie sich nicht alleine fühlen.
• KLJBler*innen sollen nicht grundsätzlich davon ausgehen, dass eine Person der
heterosexuellen Norm entspricht. Für Betroffene kann es verletzend sein, wenn
man davon ausgeht, dass beispielsweise eine Frau* gezwungenermaßen einen
männlichen Partner zu haben hat. Wir bleiben offen für alle jungen Menschen, um
Vorurteile und Berührungsängste abzubauen.
Mit der Abschaffung des § 175 StGB und der Öffnung der Ehe für alle entwickelt
sich die Gesetzeslage in Deutschland immer weiter in die richtige Richtung.
Trotzdem kann der Staat noch vieles gegen die Diskriminierung tun.
Wir unterstützen dabei die Forderungen der LGBTIQ*-Bewegung:
• Das Transsexuellengesetz muss abgeschafft werden.
• Die Geschädigten des § 175 StGB müssen in größerem Maße entschädigt werden.
Eine vollständige Rehabilitation muss das Ziel der Regierung sein.
• Die sogenannte “Konversionstherapie”, die die “Abnahme homosexueller
Neigungen” und heterosexuelle Potenziale als Ziel einer Psychotherapie
postulieren, soll vollständig verboten werden, nicht nur bei Minderjährigen.
• Deutschland soll sich innerhalb der EU stärker dafür einsetzen, dass die
queerfeindlichen Vorgehensweisen der EU-Mitgliedsländer Polen und Ungarn
bestraft werden. Alle sogenannten „LGBT-freien Zonen“ in Polen müssen
abgeschafft werden.
• Deutschland soll sich auch dafür einsetzen, dass in den Vereinten Nationen die
Menschenrechtslage Homosexueller diskutiert wird. Bislang blockieren islamische
Staaten sowie der Heilige Stuhl diese Debatte.
3.4. Antisemitismus
Sehen
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit kann sich gegen alle Religionen und
Weltanschauungen richten. Besondere Aufmerksamkeit erfordert jedoch der
Antisemitismus, vor allem vor dem Hintergrund unserer Geschichte und des
Holocaust. Denn es gibt die Besonderheit, dass Antisemitismus gerade in der
modernen Erscheinungsform immer als eine umfassende verschwörungsideologische
Welterklärung dient.
Der Anschlag in Halle 2019, bei dem ein rechtsextremistischer Mann versuchte, an
Jom Kippur ein Blutbad in einer Synagoge anzurichten oder der Davidstern bei
Corona-Demos als selbstgewähltes Zeichen für Ungeimpfte zeigen, dass
Antisemitismus immer noch tief in unserer Gesellschaft verwurzelt ist. Es ist
leider bei jungen Menschen bis heute üblich, den Begriff “Jude” als
antisemitische Beleidigung zu verwenden. Antisemitismus geht dabei bis zur
Leugnung des Holocausts oder offen kommunizierter Vernichtungsphantasien
gegenüber jüdischen Menschen.
17 Prozent der Deutschen sind immer noch der Meinung, dass der Einfluss von
Jüd*innen zu groß ist. Andere klassische antisemitische Einstellungen
phantasieren die jüdische Weltverschwörung herbei oder sehen alle Jüd*innen für
die Politik Israels verantwortlich.[8]
Urteilen
Als KLJBler*in müssen wir uns selbst klar von Antisemitismus wie von
Feindlichkeit gegenüber anderen Religionen und Weltanschauungen distanzieren und
uns dagegen stark machen. Denn bei religiösen Menschen tritt Antisemitismus
häufiger auf als in der restlichen Bevölkerung. Auch ist der Antisemitismus
nicht nur ein Problem des rechten Rands oder von bildungsferneren Schichten:
Antisemitismus existiert in allen Schichten der Gesellschaft.
Nicht jeder Antisemitismus ist eine besondere Form des Rassismus.[9] Menschen
jüdischen Glaubens werden teilweise nicht aufgrund einer vermeintlich anderen
Rasse diskriminiert, sondern wegen ihrer Religion und den damit verbundenen
Verschwörungsideologien sowie Vorurteilen. Dieses Handeln muss konsequent
bekämpft werden!
Solidarisches Handeln gegen Antisemitismus erfordert die Perspektive der
Betroffenen: Sie fühlen Angst und Unsicherheit, sie fühlen sich ausgeschlossen;
ihr Grundvertrauen in die Gesellschaft und ihre Zukunft in Deutschland in Frage
gestellt. Ihnen wird vermittelt, dass es etwas Schlechtes sei, jüdisch zu sein.
Unser gesellschaftlicher Auftrag ist, mit ihnen gemeinsam solidarisch zu sein.
Handeln
Ein leider oft ritualisiertes Politik-Gedenken an Jahrestagen muss erweitert
werden durch praktisches Handeln gegen Antisemitismus:
- Verpflichtende Ausbildungsangebote und Fortbildungen für Politiker*innen,
Richter*innen, Lehrer*innen und Polizist*innen mit dem Ziel den Blick für
das Erkennen und Einordnen judenfeindlicher Vorfälle zu schärfen
- Örtliche und digitale Antidiskriminierungsstellen für junge Menschen
- Jüdisches Leben stärker sichtbar machen, etwa durch eine öffentliche
Kampagne oder durch Aktionen an jüdischen Feiertagen
- Monitoring des Antisemitismus in der Gesellschaft, bundesweit wie in
Bayern durch RIAS (Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus e. V.)
unter Einbeziehung jüdischer Wissenschaftler*innen.
- Als KLJBler*innen müssen wir gegen Antisemitismus einstehen und die
Betroffenen unterstützen. Ein erster Schritt dafür ist, entschlossen
Antisemitismus entgegenzutreten, wenn man diesem im Alltag begegnet.
- Niemand ist gegen Antisemitismus gefeit. Alle Menschen sollten eine
selbstreflexive Auseinandersetzung vornehmen und die eigenen Vorwürfe,
Handlungen etc. auf Antisemitismus überprüfen.
- Der interreligiöse Dialog muss beispielsweise durch Besuche in Synagogen
gefördert werden.
- Gemeinden brauchen konkrete Ansprechpartner*innen, um sich über Fragen des
Antisemitismus austauschen zu können, Hilfestellungen geben und bspw.
beurteilen zu können, ob eine Anzeige bei der Polizei sinnvoll ist.
3.5. Feindlichkeit gegen Menschen mit Behinderung (“Ableismus”)
Sehen
Menschen mit Behinderung sind nicht nur in den Medien, auch in unserer
Gesellschaft tagtäglich viel zu wenig sichtbar. Viele Menschen haben in ihrem
Alltag gar keine Berührungspunkte zu Menschen mit Behinderung.
Beeinträchtigungen werden immer noch meistens als „Defekt” eines Menschen
gesehen. Ihnen wird ein selbstbestimmtes Leben abgesprochen und sie werden rein
auf ihre Behinderung reduziert. Für nicht körperlich sichtbare Behinderungen
fehlt oft das Verständnis. Beleidigungen wie “du bist ja behindert” oder „Spast“
fallen oft unter jungen Menschen, ohne jede Reflexion.
Ein weiteres großes Problem von Menschen mit Behinderung ist, dass durch
fehlende Barrierefreiheit die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben oft
eingeschränkt wird. Durch die Abwesenheit von Rampen oder Aufzügen in Gebäuden
sowie durch Dolmetscher*innen bei Veranstaltungen oder Texte in leichter Sprache
ist es ihnen nicht möglich, im vollen Ausmaß sich am öffentlichen Leben zu
beteiligen.
Urteilen
Menschen mit Behinderung sind aber keine bemitleidenswerten Menschen. Sie sind
genauso ein Abbild Gottes wie jeder andere Mensch. Die Behinderung ist nur ein
Teil ihres Lebens. Sie besitzen aber darüber hinaus noch weitere
gesellschaftliche Rollen wie Chef*in, Tochter, Vater usw. .
Diese Menschen sind nicht “behindert”, sondern sie werden behindert. Sie sehen
ihre Behinderung als Ergebnis einer Wechselbeziehung zwischen individuellen
Voraussetzungen und gesellschaftlichen Barrieren.
Handeln
Ableismus muss in unserer Gesellschaft stärker thematisiert werden. Wir fordern
alle auf, sich für die Bekämpfung von Ableismus stark zu machen! Dazu ist auch
unser gesetzlicher Auftrag, nach SGB VIII § 11 Abs.1 Diskriminierungen zu
beenden.
- Beleidigungen, die Menschen mit Behinderung diskriminieren und
herabsetzen, sollen nicht getätigt werden. Wir als KLJBler*innen zeigen
aktiv klare Kante, wenn solche Beleidigungen in unserem Umfeld fallen.
- Menschen mit Behinderung darf nicht durch Mitleid ihre eigene Souveränität
abgesprochen werden.
- Selbstreflexion bleibt uns wichtig, z. B: Spreche ich mit meinem Gegenüber
respektvoll und auf Augenhöhe? Oder doch immer noch tendenziell
abwertend/schlecht/unfair, gar mitleidig? Spreche ich eine Person mit
Behinderung direkt an oder kommuniziere ich nur über Begleitpersonen?
Spreche ich Ungleichbehandlungen von Menschen mit Behinderungen an, wenn
ich entsprechende Situationen mitbekomme?[10]
- Die KLJB Bayern verpflichtet sich mithilfe eines jeweils passenden
Konzeptes, alle Veranstaltungen, Internetauftritte und Veröffentlichungen
bestmöglich barrierefrei zu gestalten. Zudem soll es auch Menschen mit
Aufmerksamkeitsdefiziten möglich sein, die Versammlungen adäquat
mitzuverfolgen.
- Alle öffentlichen Gebäude, Kirchen, Veranstaltungen usw. sollen auf
Barrierefreiheit überprüft und ggf. angepasst werden, was nicht nur
bauliche Veränderungen, sondern auch leichte Sprache, Gebärdensprache oder
digitale Barrierefreiheit bedeutet.
3.6. Etabliertenvorrechte („Alteingesessene vor Zugewanderten“)
Sehen
Unter Etabliertenvorrechten versteht man Rechte, die Menschen für sich in
Anspruch nehmen, die sich als alteingesessen betrachten. “Ich war vor Euch hier,
deswegen darf ich das!” - diese Einstellung ist uns auf dem Land nur zu gut als
alltägliches Problem bekannt.
Etabliertenvorrechte umfassen die von Alteingesessenen beanspruchte
raumzeitliche Vorrang- und Vormachtstellung gegenüber “Neuen” und “Zugezogenen”;
Etabliertenvorrechte können somit die Gleichwertigkeit unterschiedlicher Gruppen
unterdrücken und verletzten. Ihnen werden teilweise konsequent auch die
Menschenrechte und eine Gleichstellung zu allen anderen abgesprochen.
Auf dem Land ist die vermeintliche Vorrangstellung von “alteingesessenen
Familien”, meist verbunden mit “alteingesessenem Grundbesitz”, leider noch sehr
verbreitet.
Urteilen
“Menschen, die egal von wo her, zu uns kommen, sind schlechter als wir.” Dieses
Denken und Handeln zieht sich durch alle Schichten unserer Gesellschaft,
besonders stark aber bei “Alteingesessenen” auf dem Land. Es bezieht sich nicht
nur auf eine Gruppe von Menschen und wird auch nicht als Meinung des
rechtsextremen Spektrums wahrgenommen. Es geht einher mit “Othering”, das
“Fremdmachen” von Menschen, die als anders wahrgenommen werden und in “wir” und
“die” unterschieden werden. Dabei ist das Othering unabhängig vom biologischen
Erscheinungsbild der Person. Auch uns begegnet es auf dem Land bei “Zugezogenen”
aller Art, bei “Neuen” in der Schule und am Arbeitsplatz und im Kleinen schon
auf der Ortsgruppenebene, wenn “neue”, “andere” Gruppenmitglieder dazustoßen.
Handeln
Für uns als Landjugend und für alle Menschen auf dem Land gilt: Wir sollten
unser eigenes Denken und Handeln aktiv hinterfragen und Aufklärung betreiben,
bei “Othering” und “Fremdmachen” aktiv einschreiten und andere Menschen
schützen.
Wir fordern von der Politik, dass die beim Thema Rassismus genannten notwendigen
Angebote für Bildung und Beratung zu Demokratie, Toleranz und GMF insbesondere
auch ländliche Räume erreichen. Dabei sind die ehrenamtlich getragenen
Strukturen der Jugendarbeit, Vereine, Verbände und Erwachsenenbildung sehr
hilfreich.
4.Vielfalt und Toleranz auf dem Land - unser Anspruch für die Realität
Unser eigener Anspruch und die Selbstverpflichtungen als KLJB für mehr Vielfalt
und mehr Toleranz sind groß. Sie stehen noch oft im Gegensatz zur täglich
erlebten Realität unseres Lebens auf dem Land. Gewiss sind wir gerade in
Anknüpfung an das Forschungsprojekt “Stadt. Land. Wo? Was die Jugend treibt”
sowie in den Beschlüssen und der Bildungsarbeit im eigenen Verband schon sehr
weit in der Erkenntnis. Die Umsetzung in die Realität aber entscheidet sich
jeden Tag.
Auf uns selbst kommt es an, wie offen die KLJB von der Ortsgruppe an für alle
junge Menschen und vielfältige Lebensweisen ist und wie wir “gruppenbezogener
Menschenfeindlichkeit” jeden Tag die rote Karte zeigen.
Wir sind dabei optimistisch, dass gerade wir als KLJB vorangehen können auf dem
Land, wenn es darum geht, das große Potential für Vielfalt und Toleranz auch bei
uns selbst leben zu können und dafür Veränderungen als positiv zu begreifen.
Unser Anspruch und unsere Offenheit für Veränderungen bei der eigenen
Jugendarbeit soll dabei Vorbild für die Realität des Lebens aller Menschen auf
dem Land werden.[11]
[1] Das Konzept der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF) fußt auf einer
Langzeituntersuchung der Universität Bielefeld (Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer:
Deutsche Zustände Bd. 1-10, Frankfurt 2022-2011). Der Forschungsansatz wird in
den sogenannten “Mitte-Studien” der Friedrich-Ebert-Stiftung und in vielen
weiteren Sozialforschungen weitergeführt. Gut erklärt sind die Dimensionen u.a.
hier: www.demokratie-bw.de/gmf#
[2] Ein guter erster Überblick auch zu verschiedenen Formen von Rassismus bietet
sich durch das Material der Amadeu-Antonio-Stiftung sowie der BAG Kirche und
Rechtsextremismus. https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/rassismus/was-ist-
rassismus/
[3] Als wichtige Kontakte und Fachstellen zu Rassismus und allen Dimensionen von
GMF empfehlen wir u.a. folgende Einrichtungen, die eine verstärkte Förderung
über kurzfristige Projekte hinaus brauchen: Landeskoordinierungsstelle gegen
Rechtsextremismus (LKS Bayern) beim BJR www.lks-bayern.de, Kirche für Demokratie
und Menschenrechte (KDM) Bayern www.kdm-bayern.de, Bayerisches Bündnis für
Toleranz – Demokratie und Menschenwürde schützen www.bayerisches-buendnis-fuer-
toleranz.de/, Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus(RIAS) Bayern beim
BJR www.rias-bayern.de, BAG Kirche und Rechtsextremismus https://bagkr.de/ und
B.U.D. Bayern, Beratung. Unterstützung. Dokumentation https://bud-bayern.de/
[4] Sabine Härtl: Gender in der Pampa - Geschlechtersensibilität in der
Landjugendarbeit. In: Theresa Schäfer, Maria Stöckl, Joachim Vossen: Stadt.
Land. Wo? Was die Jugend treibt - Ergebnisse und Impulse aus der Untersuchung zu
Bleibe- und Wanderungsmotiven junger Menschen in ländlichen Räumen, München
2020, S. 184-195
[5] Größer als die Stadt-Land-Unterschiede sind die Faktoren Politisches
Spektrum, Geschlecht, Bildung und Alter – so neigen besonders konservative,
ältere Männer mit geringen formalen Bildungsabschlüssen zu Queer-Feindlichkeit.
Beate Küpper, Ulrich Klocke, Lena-Carlotta Hoffmann: Einstellungen gegenüber
lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen in Deutschland.Ergebnisse einer
bevölkerungsrepräsentativen Umfrage. Hg. v. Antidiskriminierungsstelle des
Bundes. Baden-Baden 2017.
[6] Die überwiegende Mehrheit der katholischen Bibelwissenschaft in Deutschland
geht davon aus, dass die negativen Aussagen zur Homosexualität in der Bibel
nichts mit unserem heutigen Verständnis von homosexuellen Beziehungen zu tun
haben. Über verantwortete, liebevolle Beziehungen zwischen Menschen gleichen
Geschlechts finden sich in der Bibel weder positive noch negative Aussagen; das
Thema kommt gar nicht vor. Wer sich auf die Bibel beruft, um homosexuelle
Menschen auszugrenzen offenbart also ein fundamentalistisches Bibelverständnis,
das in einer offenen und demokratischen Gesellschaft nichts zu suchen hat. Vgl.
Theologen: Bibel nicht gegen Homosexualität instrumentalisieren - katholisch.de
[7] Das Queere Netzwerk Bayern (QNB) ist ein guter Kontakt für die Jugendarbeit
zum Thema. Es baut u.a. in Kooperation mit dem Bayerischen Jugendring eine
zentrale Plattform zur Information, Kommunikation und Vernetzung queerer
Initiativen auf. www.queeresnetzwerk.bayern/
[8] Andreas Zick / Beate Küpper:Die geforderte Mitte. Rechtsextreme und
demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2020/21, Bonn 2021
[9]Ist Antisemitismus eine besondere Form des Rassismus? Text der Bildungsarbeit
im Anne-Frank-Haus, Amsterdam, aufgerufen 29.4.2022.
[10] Gute weitere Hinweise bietet die Aktion Mensch: Was ist Ableismus?,
aufgerufen am 29.4.2022
[11] vgl. Beschlüsse der KLJB Bayern Stadt. Land. Wo? Was die Jugend
treibt(Landesausschuss, 20.2.2021) und Vielfalt auf dem Land - Unsere
Selbstverpflichtung für eine bunte KLJB (Landesausschuss, 7.11.2020)
Von Zeile 50 bis 51:
bewerten und beschreiben, wie sie uns auf dem Land begegnen. Wir folgen dabei
dem klassischen Dreischritt der KLJB: Sehen. Urteilen. Handeln..
Von Zeile 54 bis 55 einfügen:
Langzeitarbeitslose), bedeutet das nicht, dass wir diese nicht wahrnehmen und
ebenso stark ablehnen und uns auch dagegen einsetzen.
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Jüd*innen, Sinti*zze und Roma*nja und anderen oft von außen konstruierten
Gruppen.[2][2]Auch heutzutage begegnen uns rassistische Muster in allen Teilen der Gesellschaft. Einerseits in Form interpersoneller rassistischer Vorturteile, die auch in Gewalt enden können. Andererseiterseits auch als struktureller Rassismus, bei der PoC systematisch ausgegrenzt und Opfer willkürlicher Ausübung der Staatsgewalt werden. Aufgrund der langen Existenz von Rassismus und seiner darausfolgenden tiefen Indoktrination innerhalb der Gesellschaft sind sich viele der Existenz von niederschwelligen, vermeintlichen harmlosen, rassistischen Verhaltensmuster nicht bewusst. Doch gerade diese haben das Potential in tödlicher Gewalt zu enden, was spätestens seit der Mordserie des NSU der Bevölkerung bekannt ist-
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Rassismus begegnet uns überall in der Gesellschaft. Vom Alltagsrassismus, wie
der Frage woher man komme, bis zum strukturellen Rassismus wie bei
Polizeikontrollen aufgrund der Hautfarbe (“racial profiling”). Zudem ist
Rassismus so stark in unserer Gesellschaft verankert, dass viele Menschen nicht
einmal merken, wenn sie rassistisch handeln. Dieser unterbewusste Rassismus ist
einer der Nährböden für die extremsten rassistischen Straftaten, wie zum
Beispiel die Mordserie des NSU oder den Anschlag in Hanau 2020.
"Wir suchen den offenen, vorurteilsfreien Dialog und die Begegnung mit anderen
Kulturen und Religionen.Das Zusammenleben aller Menschen soll von Achtung,
Akzeptanz und Toleranz geprägt sein“ (Leitlinien der KLJB Bayern, 2010).
1. Unsere Jugendarbeit steht jeden Tag für Demokratie und Toleranz
Unser christlicher Glaube ist Grundlage unserer Leitlinien als KLJB Bayern und
verpflichtet uns zum Handeln für Demokratie und Toleranz, für eine vielfältige
und offene Gesellschaft.
Alle Formen von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (GMF) richten sich damit
gegen die Grundsätze der KLJB. Bei uns auf dem Land und bei uns im Jugendverband
ist kein Platz für all das, was unsere für alle offene Jugendarbeit, unsere
Demokratie und gelebte Toleranz in Frage stellt. Wir richten uns gegen alle
Tendenzen, Menschen ungleich zu behandeln.
Wir leben Demokratie – jeden Tag!
Als positive Botschaft senden wir aus, dass wir jeden Tag Demokratie leben. Das
bedeutet für uns, dass alle jungen Menschen von der kleinsten Aktion in der
Ortsgruppe an selbst über ihr direktes Umfeld im Jugendverband mitbestimmen
können. Sie gestalten demokratische Gremien und entscheiden damit über ihre ganz
persönliche Zukunft und Lebensumgebung – selbst, wenn sie in Bayern unter 18
Jahren leider noch immer vom zentralen Recht der Demokratie auf Wahlen und
Abstimmungen und dem Recht auf politische Jugendbeteiligung ausgeschlossen
bleiben.
Wir leben Toleranz – jeden Tag!
Dazu setzen wir das christliche Grundverständnis, den auf Jesus wurzelnden
Urbegriff von Nächstenliebe und Toleranz, der nicht verwechselt werden darf mit
Hinnehmen aller gesellschaftlichen Dummheiten und „Augen zu“.
Wir stellen uns dieser Herausforderung, weil wir seit langem in unserer
täglichen Arbeit und Bildungsarbeit Toleranz leben und Bildungsarbeit zum
Themenbereich anbieten. Wir sind uns dabei seit unserem Forschungsprojekt
„Stadt. Land. Wo?“ bewusst, dass das Thema Toleranz auch gegenüber vielfältigen
und jungen Lebensformen auf dem Land und in unserer Kirche für viele leider noch
immer eine Herausforderung ist.
2.Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wertet Menschen ab
Das in der politischen Sozialforschung entwickelte Konzept von “Gruppenbezogener
Menschenfeindlichkeit” (GMF) überzeugt uns in seiner Klarheit. Es zeigt mit den
nach verschiedenen Formen der Abwertung von Menschen kategorisierten Dimensionen
auf, dass eine Ungleichbehandlung und Ausgrenzung von Menschen in der Mitte der
Gesellschaft verankert ist. Wichtig für unsere Jugendarbeit ist, dass GMF auch
im Kleinen anfängt.
GMF beschreibt die pauschale Ablehnung einer Person oder Personengruppe allein
schon deshalb, weil sie nicht zur “eigenen” Gruppe gerechnet wird, mithin eine
“fremde, andere” Gruppe ist.[1]
Wir bevorzugen das Konzept der GMF zur Beschreibung der miteinander
verschränkten Formen von “Ungleichmachen” als große Herausforderungen für
Demokratie und Toleranz. Gegenüber der weiter wichtigen Abgrenzung der KLJB zum
Rechtsextremismus hat das Konzept der GMF den Vorteil, dass keine oft
fruchtlosen Extremismus-Debatten folgen und es auch um Einstellungen und
Vorurteile geht, die sehr lange und sehr tief in der Mitte unserer Gesellschaft
verankert sind.
Im Folgenden führen wir die für uns wichtigsten Dimensionen der GMF aus,
bewerten und beschreiben, wie sie uns auf dem Land begegnen. Wir folgen dabei
dem klassischen Dreischritt der KLJB: Sehen. Urteilen. Handeln..
Wenn wir hier einige vorrangig in größeren Städten verbreitete Dimensionen der
GMF nicht ausführlicher darstellen (Feindlichkeit gegen Obdachlose und
Langzeitarbeitslose), bedeutet das nicht, dass wir diese nicht wahrnehmen und
ebenso stark ablehnen und uns auch dagegen einsetzen.
3. Wo uns Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit begegnet
3.1. Rassismus
Sehen
Rassismus ist kein neumodisches Problem. Die pseudowissenschaftliche Begründung
von verschiedenen Ethnien aufgrund äußerer Merkmale begann bereits im 16.
Jahrhundert. Die europäischen Völker sahen sich dem Rest der Welt überlegen. Sie
ordneten "minderwertigen" nicht-europäischen Völkern negative Eigenschaften zu
und rechtfertigten so ihre Ausbeutung. Dieser Überlegenheitsgedanke während des
Kolonialismus und Sklavenhandels führte im Nationalsozialismus in Verbindung mit
einem wahnhaften Antisemitismus zum einzigartigen Völkermord an den europäischen
Jüd*innen, Sinti*zze und Roma*nja und anderen oft von außen konstruierten
Gruppen.[2][2]Auch heutzutage begegnen uns rassistische Muster in allen Teilen der Gesellschaft. Einerseits in Form interpersoneller rassistischer Vorturteile, die auch in Gewalt enden können. Andererseiterseits auch als struktureller Rassismus, bei der PoC systematisch ausgegrenzt und Opfer willkürlicher Ausübung der Staatsgewalt werden. Aufgrund der langen Existenz von Rassismus und seiner darausfolgenden tiefen Indoktrination innerhalb der Gesellschaft sind sich viele der Existenz von niederschwelligen, vermeintlichen harmlosen, rassistischen Verhaltensmuster nicht bewusst. Doch gerade diese haben das Potential in tödlicher Gewalt zu enden, was spätestens seit der Mordserie des NSU der Bevölkerung bekannt ist-
Urteilen
Rassismus begegnet uns überall in der Gesellschaft. Vom Alltagsrassismus, wie
der Frage woher man komme, bis zum strukturellen Rassismus wie bei
Polizeikontrollen aufgrund der Hautfarbe (“racial profiling”). Zudem ist
Rassismus so stark in unserer Gesellschaft verankert, dass viele Menschen nicht
einmal merken, wenn sie rassistisch handeln. Dieser unterbewusste Rassismus ist
einer der Nährböden für die extremsten rassistischen Straftaten, wie zum
Beispiel die Mordserie des NSU oder den Anschlag in Hanau 2020.
Unser christlicher Glaube positioniert sich klar gegen Rassismus. Der Apostel
Paulus fordert, dass die Kirche eine Gemeinschaft ist, in der die Vielfalt der
Menschen anerkannt wird, aber keine unterschiedliche Behandlung der Menschen
vorgenommen wird („Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch
Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus
Jesus.“, Galater 3, 28).
Handeln - Was können wir dagegen tun?
Rassismus wird immer noch verharmlost, ignoriert oder verdrängt. Alle Einzelnen
von uns können im Bekanntenkreis, in der KLJB-Gruppe oder bei sich selbst etwas
gegen Rassismus tun. Rassismus ist kein Problem, das nur am rechten Rand
besteht, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem, das uns alle angeht.
Wir fordern von uns als KLJB Bayern und in der ganzen Gesellschaft:
- Wir müssen Rassismus klar benennen! Diese klare Benennung ist die
Grundlage für jegliche weitergehende Bekämpfung von Rassismus.
- Mit dieser klaren Benennung geht auch die eigene Befassung mit Rassismus
und deren Geschichteeinher, auch etwa in unserer Kirche und unseren
Heimatregionen. Viele rassistische Strukturen haben eine lange
Vergangenheit. Um die heutigen Ausmaße des Rassismus in unserer
Gesellschaft zu verstehen, müssen Hintergründe erkannt werden.
- Das Aufdecken der Hintergründe von bestimmten Begrifflichkeiten
ermöglicht, dass Fremdzuschreibungen durch Selbstzuschreibungen ersetzt
werden. Unsere rassistischen Begriffe müssen durch inklusive Sprache
ausgewechselt werden.
- Ehrenamtliches Engagement fördert Begegnungen mit den vielfältigsten
Menschen. Durch den Austausch mit Menschen aus aller Welt bei z.B.
Studienfahrten, Gruppenstunden, Veranstaltungen mit anderen Organisationen
oder Partnerschaften werden Vorurteile, die zu rassistischen Handlungen
oder Gedanken führen können, abgebaut.
- Aktives Einbeziehen von Menschen jeglicher Herkunft, insbesondere von
Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Gremien und
Veranstaltungen der KLJB-Ortsgruppen, Kreis- und Diözesanverbände, der
Landesebene sowie der Bundesebene.
Handeln - Was kann die Politik tun?
Rassismus ist nicht nur ein Problem von Einzelpersonen, sondern ein
gesamtgesellschaftliches. Dadurch ist es auch bis heute in unserem Staat
institutionalisiert. Es gibt Gesetze, Verordnungen und rassistische Methoden
u.a. bei der Polizei, obwohl ein solches Vorgehen durch das Grundgesetz
untersagt ist (Art. 3 Abs. 3 GG). Allzu oft werden Strafverfahren mit
rassistischen Motiven frühzeitig eingestellt oder die Strafverfolgung ist
mangelhaft.
Die demokratischen Einrichtungen für Integration, politische Bildung und
Beratung gegen Rassismus und GMF aller Dimensionen sind in Bayern im Vergleich
mit anderen Ländern immer noch weniger ausgestattet und zu wenig in der Fläche
auf dem Land präsent.[3]
Daher fordern wir von der Politik in Bayern:
- Die demokratische Zivilgesellschaft braucht mehr Unterstützung in Bayern.
Gerade wenn das Bundesinnenministerium nun endlich eine Priorität beim
Kampf gegen Rechtsextremismus sieht, muss Bayern die Programme passend
aufstocken mit einem eigenen Demokratiefördergesetz, das die
zivilgesellschaftliche Arbeit gegen Rassismus und GMF finanziell und
strukturell langfristig absichern kann.
- Die Partizipation von Menschen mit Migrationserfahrung muss gestärkt
werden, v.a. die bestehenden Verbände für junge Menschen mit
Migrationserfahrung. Gestärkt werden müssen auch die
Beratungseinrichtungen wie z.B. Jugendmigrationsdienste in Bayern.
- Wir fordern von Polizei und Staatsanwaltschaften eine konsequente
strafrechtliche Verfolgung bei rassistischen Äußerungen sowie Anfeindungen
oder Gewalttaten gegenüber Menschen anderer Herkunft oder Menschen, die
als solche “gelesen” werden.
- Verpflichtende Schulungen zu interkultureller Kompetenz in allen Organen
der Exekutive sollen zu höherer Sensibilität bezüglich Rassismus bei
Beamt*innen und Angestellten führen.
- Unabhängige wissenschaftliche Studien sollen das Ausmaß von Rassismus etwa
in der Polizei dazu ergänzend erfassen und Maßnahmen vorschlagen.
- Die Methode des Racial Profiling bei den Behörden soll verboten werden.
- Der Kampf gegen Rassismus soll in Bayern Verfassungsstatus bekommen.
Antirassismus und Demokratieförderung soll als Staatsauftrag in die
Verfassung aufgenommen werden, damit unsere Demokratie wehrhafter wird.
- Rassistisch motivierte Terrorakte dürfen sich nicht wiederholen! Orte, die
durch den Rassismus besonders gefährdet sind, z.B. Moscheen oder
Synagogen, müssen unter besonderen Schutz des Staates gestellt werden.
- Alle Menschen sollen – unabhängig der Herkunft – am politischen und
gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
- Politiker*innen sollen auf populistische Sprache bei Debatten verzichten,
sodass alle Menschen als Teil eines bunten und vielfältigen Bayerns
wahrgenommen werden können.
3.2. Sexismus und Antifeminismus
Sehen
Die Diskriminierung auf Grundlage des Geschlechts basiert auf vermeintlich
natürlichen Eigenschaften und daraus resultierend bestimmten Geschlechterrollen
und -erwartungen.
Sexistische Diskriminierung begegnet besonders Frauen* alltäglich durch
antifeministische Kommentare, abwertendes und ausgrenzendes Verhalten und Gewalt
aufgrund der Degradierung auf ihren Körper. Institutionell müssen sie oft
einstecken bei fehlender beruflicher und familiärer Vereinbarkeit, der
Lohnungleichheit und fehlender Repräsentation in politisch und wirtschaftlich
mächtigeren Positionen.
Urteilen
Sexistische und antifeministische Dynamiken zeigen sich besonders in sehr
traditionell und konservativ orientierten Milieus. Ländliche Räume neigen in
besonderer Form zu althergebrachten Strukturen und Geschlechterklischees,
definieren oft bestimmte Erwartungen sowie eine alltägliche Ungleichbehandlung.
Hier begegnet man besonders üblicherweise der Annahme von der Beschränkung auf
zwei Geschlechter sowie einer Hierarchie zwischen männlich und weiblich.[4]
Als Jugend auf dem Land ist hierbei eine deutliche Positionierung notwendig. Als
Christ*innen müssen wir uns klar gegen Sexismus äußern. Schon im
Schöpfungsbericht wird deutlich, dass der Mensch als Ebenbild Gottes gilt und
die Vielfalt notwendig ist.
Handeln
Alle sind aufgefordert, alltäglich die Stimme für Gleichstellung zu erheben,
sowie solidarisch Frauen* und ihre Forderungen zu unterstützen. Die eigene
Reflexion sowie der Austausch sind hierbei erste Schritte.Dazu kommen:
- Die KLJB Bayern nutzt explizit geschlechterinklusive Sprachformen und
unterstützt vielfältige Rollenmuster.
- Die KLJB Bayern unterstützt im öffentlichen Diskurs Initiativen, welche
die Gleichstellung aller Geschlechter institutionell, gesellschaftlich
sowie kirchlich fordern. Als katholischer Jugendverband unterstützen wir
die Frauenrechtler*innen von Maria 2.0, welche unter anderem den Anspruch
für einen gleichberechtigten Zugang zu allen Kirchenämtern erheben.
- Wir fordern die Politik auf, das Angebot institutioneller Hilfesysteme in
Bayern, wie Frauenhäuser und Beratungsstellen stärker zu fördern sowie bei
jungen Menschen stärker zu bewerben. Strafrechtlich muss Sexismus verfolgt
und explizit in Statistiken erfasst werden.
- Die berufliche und familiäre Entfaltungsmöglichkeit nach eigenem Wunsch
muss gesellschaftlich gestärkt und staatlich unterstützt werden. Besonders
Frauen* muss die Vereinbarkeit von Familie, Ehrenamt und Beruf sowie der
Zugang zu politischen Ämtern erleichtert werden.
3.3. Feindlichkeit gegen LGBTIQ* (lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und
intergeschlechtliche und andere queere Menschen)
Sehen
„Bist du schwul oder was?“ Diese und ähnliche diffamierende Beleidigungen sind
noch zu oft in Gruppen von jungen Menschen zu hören. Sie implizieren, dass
Homosexualität oder andere queere Lebensformen ein normabweichendes Handeln sei
und drücken somit eine Ungleichwertigkeit des Beleidigten aus.
Obwohl die Akzeptanz gegenüber der LGBTIQ*-Community in der Gesellschaft immer
weiter steigt, werden sie immer noch diskriminiert oder gar angegriffen und
ermordet. Vor allem Ältere, Männer, Gläubige und Menschen aus ländlichen Räumen
sind nicht-heterosexuellen Menschen gegenüber feindlich eingestellt.[5] In
einigen Ländern steht gleichgeschlechtlicher Sexualverkehr unter der
Todesstrafe. Noch viel zu oft wird Homosexualität mit Pädophilie gleichgesetzt.
Urteilen
Die christlich begründete Feindlichkeit gegenüber LGBTIQ* basiert auf dem
Missverständnis, dass die Texte in der Bibel buchstäblich und nicht sinnhaft
ausgelegt werden.[6] Als Ebenbild Gottes ist auch die Vielfalt der Menschen in
allen Facetten heilig. Religion ist keine Ausrede, queerfeindlich zu sein.
Doch leider tut sich die katholische Kirche auch noch im 21. Jahrhundert schwer,
Homosexuelle und unterschiedliche Lebensformen gänzlich in ihre Reihen mit
aufzunehmen. Die gelungene Initiative „Out in Church“ zeigt, wie rückständig die
Kirche immer noch beim Thema Sexualität ist.
Handeln
Als Teil der katholischen Kirche steht die KLJB für eine vielfältige
Gesellschaft und für eine offene Kirche. Niemand darf aufgrund der sexuellen
Orientierung ausgeschlossen werden.
Deshalb fordern wir, dass alle Mitglieder der KLJB und unserer Kirche sich gegen
Feindlichkeit zur LGBTIQ*-Community einsetzen.[7]
• Ängste, Vorurteile und feindliche Einstellungen sollen klar benannt werden,
damit Aufklärungsarbeit möglich wird; Verschweigen und Verdrängen leistet keinen
Beitrag zur Überwindung.
• Sexualität soll kein Tabuthema mehr sein! Alle sollen offen bei KLJB-
Veranstaltungen über Sexualität – auch die jeweils eigene - reden können.
• Wenn KLJBler*innen queerfeindliches Verhalten in ihrem Umfeld mitbekommen,
sollen sie sich aktiv dagegen einsetzen und nicht weghören. Eine Unterstützung
der Betroffenen ist wichtig, damit sie sich nicht alleine fühlen.
• KLJBler*innen sollen nicht grundsätzlich davon ausgehen, dass eine Person der
heterosexuellen Norm entspricht. Für Betroffene kann es verletzend sein, wenn
man davon ausgeht, dass beispielsweise eine Frau* gezwungenermaßen einen
männlichen Partner zu haben hat. Wir bleiben offen für alle jungen Menschen, um
Vorurteile und Berührungsängste abzubauen.
Mit der Abschaffung des § 175 StGB und der Öffnung der Ehe für alle entwickelt
sich die Gesetzeslage in Deutschland immer weiter in die richtige Richtung.
Trotzdem kann der Staat noch vieles gegen die Diskriminierung tun.
Wir unterstützen dabei die Forderungen der LGBTIQ*-Bewegung:
• Das Transsexuellengesetz muss abgeschafft werden.
• Die Geschädigten des § 175 StGB müssen in größerem Maße entschädigt werden.
Eine vollständige Rehabilitation muss das Ziel der Regierung sein.
• Die sogenannte “Konversionstherapie”, die die “Abnahme homosexueller
Neigungen” und heterosexuelle Potenziale als Ziel einer Psychotherapie
postulieren, soll vollständig verboten werden, nicht nur bei Minderjährigen.
• Deutschland soll sich innerhalb der EU stärker dafür einsetzen, dass die
queerfeindlichen Vorgehensweisen der EU-Mitgliedsländer Polen und Ungarn
bestraft werden. Alle sogenannten „LGBT-freien Zonen“ in Polen müssen
abgeschafft werden.
• Deutschland soll sich auch dafür einsetzen, dass in den Vereinten Nationen die
Menschenrechtslage Homosexueller diskutiert wird. Bislang blockieren islamische
Staaten sowie der Heilige Stuhl diese Debatte.
3.4. Antisemitismus
Sehen
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit kann sich gegen alle Religionen und
Weltanschauungen richten. Besondere Aufmerksamkeit erfordert jedoch der
Antisemitismus, vor allem vor dem Hintergrund unserer Geschichte und des
Holocaust. Denn es gibt die Besonderheit, dass Antisemitismus gerade in der
modernen Erscheinungsform immer als eine umfassende verschwörungsideologische
Welterklärung dient.
Der Anschlag in Halle 2019, bei dem ein rechtsextremistischer Mann versuchte, an
Jom Kippur ein Blutbad in einer Synagoge anzurichten oder der Davidstern bei
Corona-Demos als selbstgewähltes Zeichen für Ungeimpfte zeigen, dass
Antisemitismus immer noch tief in unserer Gesellschaft verwurzelt ist. Es ist
leider bei jungen Menschen bis heute üblich, den Begriff “Jude” als
antisemitische Beleidigung zu verwenden. Antisemitismus geht dabei bis zur
Leugnung des Holocausts oder offen kommunizierter Vernichtungsphantasien
gegenüber jüdischen Menschen.
17 Prozent der Deutschen sind immer noch der Meinung, dass der Einfluss von
Jüd*innen zu groß ist. Andere klassische antisemitische Einstellungen
phantasieren die jüdische Weltverschwörung herbei oder sehen alle Jüd*innen für
die Politik Israels verantwortlich.[8]
Urteilen
Als KLJBler*in müssen wir uns selbst klar von Antisemitismus wie von
Feindlichkeit gegenüber anderen Religionen und Weltanschauungen distanzieren und
uns dagegen stark machen. Denn bei religiösen Menschen tritt Antisemitismus
häufiger auf als in der restlichen Bevölkerung. Auch ist der Antisemitismus
nicht nur ein Problem des rechten Rands oder von bildungsferneren Schichten:
Antisemitismus existiert in allen Schichten der Gesellschaft.
Nicht jeder Antisemitismus ist eine besondere Form des Rassismus.[9] Menschen
jüdischen Glaubens werden teilweise nicht aufgrund einer vermeintlich anderen
Rasse diskriminiert, sondern wegen ihrer Religion und den damit verbundenen
Verschwörungsideologien sowie Vorurteilen. Dieses Handeln muss konsequent
bekämpft werden!
Solidarisches Handeln gegen Antisemitismus erfordert die Perspektive der
Betroffenen: Sie fühlen Angst und Unsicherheit, sie fühlen sich ausgeschlossen;
ihr Grundvertrauen in die Gesellschaft und ihre Zukunft in Deutschland in Frage
gestellt. Ihnen wird vermittelt, dass es etwas Schlechtes sei, jüdisch zu sein.
Unser gesellschaftlicher Auftrag ist, mit ihnen gemeinsam solidarisch zu sein.
Handeln
Ein leider oft ritualisiertes Politik-Gedenken an Jahrestagen muss erweitert
werden durch praktisches Handeln gegen Antisemitismus:
- Verpflichtende Ausbildungsangebote und Fortbildungen für Politiker*innen,
Richter*innen, Lehrer*innen und Polizist*innen mit dem Ziel den Blick für
das Erkennen und Einordnen judenfeindlicher Vorfälle zu schärfen
- Örtliche und digitale Antidiskriminierungsstellen für junge Menschen
- Jüdisches Leben stärker sichtbar machen, etwa durch eine öffentliche
Kampagne oder durch Aktionen an jüdischen Feiertagen
- Monitoring des Antisemitismus in der Gesellschaft, bundesweit wie in
Bayern durch RIAS (Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus e. V.)
unter Einbeziehung jüdischer Wissenschaftler*innen.
- Als KLJBler*innen müssen wir gegen Antisemitismus einstehen und die
Betroffenen unterstützen. Ein erster Schritt dafür ist, entschlossen
Antisemitismus entgegenzutreten, wenn man diesem im Alltag begegnet.
- Niemand ist gegen Antisemitismus gefeit. Alle Menschen sollten eine
selbstreflexive Auseinandersetzung vornehmen und die eigenen Vorwürfe,
Handlungen etc. auf Antisemitismus überprüfen.
- Der interreligiöse Dialog muss beispielsweise durch Besuche in Synagogen
gefördert werden.
- Gemeinden brauchen konkrete Ansprechpartner*innen, um sich über Fragen des
Antisemitismus austauschen zu können, Hilfestellungen geben und bspw.
beurteilen zu können, ob eine Anzeige bei der Polizei sinnvoll ist.
3.5. Feindlichkeit gegen Menschen mit Behinderung (“Ableismus”)
Sehen
Menschen mit Behinderung sind nicht nur in den Medien, auch in unserer
Gesellschaft tagtäglich viel zu wenig sichtbar. Viele Menschen haben in ihrem
Alltag gar keine Berührungspunkte zu Menschen mit Behinderung.
Beeinträchtigungen werden immer noch meistens als „Defekt” eines Menschen
gesehen. Ihnen wird ein selbstbestimmtes Leben abgesprochen und sie werden rein
auf ihre Behinderung reduziert. Für nicht körperlich sichtbare Behinderungen
fehlt oft das Verständnis. Beleidigungen wie “du bist ja behindert” oder „Spast“
fallen oft unter jungen Menschen, ohne jede Reflexion.
Ein weiteres großes Problem von Menschen mit Behinderung ist, dass durch
fehlende Barrierefreiheit die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben oft
eingeschränkt wird. Durch die Abwesenheit von Rampen oder Aufzügen in Gebäuden
sowie durch Dolmetscher*innen bei Veranstaltungen oder Texte in leichter Sprache
ist es ihnen nicht möglich, im vollen Ausmaß sich am öffentlichen Leben zu
beteiligen.
Urteilen
Menschen mit Behinderung sind aber keine bemitleidenswerten Menschen. Sie sind
genauso ein Abbild Gottes wie jeder andere Mensch. Die Behinderung ist nur ein
Teil ihres Lebens. Sie besitzen aber darüber hinaus noch weitere
gesellschaftliche Rollen wie Chef*in, Tochter, Vater usw. .
Diese Menschen sind nicht “behindert”, sondern sie werden behindert. Sie sehen
ihre Behinderung als Ergebnis einer Wechselbeziehung zwischen individuellen
Voraussetzungen und gesellschaftlichen Barrieren.
Handeln
Ableismus muss in unserer Gesellschaft stärker thematisiert werden. Wir fordern
alle auf, sich für die Bekämpfung von Ableismus stark zu machen! Dazu ist auch
unser gesetzlicher Auftrag, nach SGB VIII § 11 Abs.1 Diskriminierungen zu
beenden.
- Beleidigungen, die Menschen mit Behinderung diskriminieren und
herabsetzen, sollen nicht getätigt werden. Wir als KLJBler*innen zeigen
aktiv klare Kante, wenn solche Beleidigungen in unserem Umfeld fallen.
- Menschen mit Behinderung darf nicht durch Mitleid ihre eigene Souveränität
abgesprochen werden.
- Selbstreflexion bleibt uns wichtig, z. B: Spreche ich mit meinem Gegenüber
respektvoll und auf Augenhöhe? Oder doch immer noch tendenziell
abwertend/schlecht/unfair, gar mitleidig? Spreche ich eine Person mit
Behinderung direkt an oder kommuniziere ich nur über Begleitpersonen?
Spreche ich Ungleichbehandlungen von Menschen mit Behinderungen an, wenn
ich entsprechende Situationen mitbekomme?[10]
- Die KLJB Bayern verpflichtet sich mithilfe eines jeweils passenden
Konzeptes, alle Veranstaltungen, Internetauftritte und Veröffentlichungen
bestmöglich barrierefrei zu gestalten. Zudem soll es auch Menschen mit
Aufmerksamkeitsdefiziten möglich sein, die Versammlungen adäquat
mitzuverfolgen.
- Alle öffentlichen Gebäude, Kirchen, Veranstaltungen usw. sollen auf
Barrierefreiheit überprüft und ggf. angepasst werden, was nicht nur
bauliche Veränderungen, sondern auch leichte Sprache, Gebärdensprache oder
digitale Barrierefreiheit bedeutet.
3.6. Etabliertenvorrechte („Alteingesessene vor Zugewanderten“)
Sehen
Unter Etabliertenvorrechten versteht man Rechte, die Menschen für sich in
Anspruch nehmen, die sich als alteingesessen betrachten. “Ich war vor Euch hier,
deswegen darf ich das!” - diese Einstellung ist uns auf dem Land nur zu gut als
alltägliches Problem bekannt.
Etabliertenvorrechte umfassen die von Alteingesessenen beanspruchte
raumzeitliche Vorrang- und Vormachtstellung gegenüber “Neuen” und “Zugezogenen”;
Etabliertenvorrechte können somit die Gleichwertigkeit unterschiedlicher Gruppen
unterdrücken und verletzten. Ihnen werden teilweise konsequent auch die
Menschenrechte und eine Gleichstellung zu allen anderen abgesprochen.
Auf dem Land ist die vermeintliche Vorrangstellung von “alteingesessenen
Familien”, meist verbunden mit “alteingesessenem Grundbesitz”, leider noch sehr
verbreitet.
Urteilen
“Menschen, die egal von wo her, zu uns kommen, sind schlechter als wir.” Dieses
Denken und Handeln zieht sich durch alle Schichten unserer Gesellschaft,
besonders stark aber bei “Alteingesessenen” auf dem Land. Es bezieht sich nicht
nur auf eine Gruppe von Menschen und wird auch nicht als Meinung des
rechtsextremen Spektrums wahrgenommen. Es geht einher mit “Othering”, das
“Fremdmachen” von Menschen, die als anders wahrgenommen werden und in “wir” und
“die” unterschieden werden. Dabei ist das Othering unabhängig vom biologischen
Erscheinungsbild der Person. Auch uns begegnet es auf dem Land bei “Zugezogenen”
aller Art, bei “Neuen” in der Schule und am Arbeitsplatz und im Kleinen schon
auf der Ortsgruppenebene, wenn “neue”, “andere” Gruppenmitglieder dazustoßen.
Handeln
Für uns als Landjugend und für alle Menschen auf dem Land gilt: Wir sollten
unser eigenes Denken und Handeln aktiv hinterfragen und Aufklärung betreiben,
bei “Othering” und “Fremdmachen” aktiv einschreiten und andere Menschen
schützen.
Wir fordern von der Politik, dass die beim Thema Rassismus genannten notwendigen
Angebote für Bildung und Beratung zu Demokratie, Toleranz und GMF insbesondere
auch ländliche Räume erreichen. Dabei sind die ehrenamtlich getragenen
Strukturen der Jugendarbeit, Vereine, Verbände und Erwachsenenbildung sehr
hilfreich.
4.Vielfalt und Toleranz auf dem Land - unser Anspruch für die Realität
Unser eigener Anspruch und die Selbstverpflichtungen als KLJB für mehr Vielfalt
und mehr Toleranz sind groß. Sie stehen noch oft im Gegensatz zur täglich
erlebten Realität unseres Lebens auf dem Land. Gewiss sind wir gerade in
Anknüpfung an das Forschungsprojekt “Stadt. Land. Wo? Was die Jugend treibt”
sowie in den Beschlüssen und der Bildungsarbeit im eigenen Verband schon sehr
weit in der Erkenntnis. Die Umsetzung in die Realität aber entscheidet sich
jeden Tag.
Auf uns selbst kommt es an, wie offen die KLJB von der Ortsgruppe an für alle
junge Menschen und vielfältige Lebensweisen ist und wie wir “gruppenbezogener
Menschenfeindlichkeit” jeden Tag die rote Karte zeigen.
Wir sind dabei optimistisch, dass gerade wir als KLJB vorangehen können auf dem
Land, wenn es darum geht, das große Potential für Vielfalt und Toleranz auch bei
uns selbst leben zu können und dafür Veränderungen als positiv zu begreifen.
Unser Anspruch und unsere Offenheit für Veränderungen bei der eigenen
Jugendarbeit soll dabei Vorbild für die Realität des Lebens aller Menschen auf
dem Land werden.[11]
[1] Das Konzept der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF) fußt auf einer
Langzeituntersuchung der Universität Bielefeld (Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer:
Deutsche Zustände Bd. 1-10, Frankfurt 2022-2011). Der Forschungsansatz wird in
den sogenannten “Mitte-Studien” der Friedrich-Ebert-Stiftung und in vielen
weiteren Sozialforschungen weitergeführt. Gut erklärt sind die Dimensionen u.a.
hier: www.demokratie-bw.de/gmf#
[2] Ein guter erster Überblick auch zu verschiedenen Formen von Rassismus bietet
sich durch das Material der Amadeu-Antonio-Stiftung sowie der BAG Kirche und
Rechtsextremismus. https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/rassismus/was-ist-
rassismus/
[3] Als wichtige Kontakte und Fachstellen zu Rassismus und allen Dimensionen von
GMF empfehlen wir u.a. folgende Einrichtungen, die eine verstärkte Förderung
über kurzfristige Projekte hinaus brauchen: Landeskoordinierungsstelle gegen
Rechtsextremismus (LKS Bayern) beim BJR www.lks-bayern.de, Kirche für Demokratie
und Menschenrechte (KDM) Bayern www.kdm-bayern.de, Bayerisches Bündnis für
Toleranz – Demokratie und Menschenwürde schützen www.bayerisches-buendnis-fuer-
toleranz.de/, Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus(RIAS) Bayern beim
BJR www.rias-bayern.de, BAG Kirche und Rechtsextremismus https://bagkr.de/ und
B.U.D. Bayern, Beratung. Unterstützung. Dokumentation https://bud-bayern.de/
[4] Sabine Härtl: Gender in der Pampa - Geschlechtersensibilität in der
Landjugendarbeit. In: Theresa Schäfer, Maria Stöckl, Joachim Vossen: Stadt.
Land. Wo? Was die Jugend treibt - Ergebnisse und Impulse aus der Untersuchung zu
Bleibe- und Wanderungsmotiven junger Menschen in ländlichen Räumen, München
2020, S. 184-195
[5] Größer als die Stadt-Land-Unterschiede sind die Faktoren Politisches
Spektrum, Geschlecht, Bildung und Alter – so neigen besonders konservative,
ältere Männer mit geringen formalen Bildungsabschlüssen zu Queer-Feindlichkeit.
Beate Küpper, Ulrich Klocke, Lena-Carlotta Hoffmann: Einstellungen gegenüber
lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen in Deutschland.Ergebnisse einer
bevölkerungsrepräsentativen Umfrage. Hg. v. Antidiskriminierungsstelle des
Bundes. Baden-Baden 2017.
[6] Die überwiegende Mehrheit der katholischen Bibelwissenschaft in Deutschland
geht davon aus, dass die negativen Aussagen zur Homosexualität in der Bibel
nichts mit unserem heutigen Verständnis von homosexuellen Beziehungen zu tun
haben. Über verantwortete, liebevolle Beziehungen zwischen Menschen gleichen
Geschlechts finden sich in der Bibel weder positive noch negative Aussagen; das
Thema kommt gar nicht vor. Wer sich auf die Bibel beruft, um homosexuelle
Menschen auszugrenzen offenbart also ein fundamentalistisches Bibelverständnis,
das in einer offenen und demokratischen Gesellschaft nichts zu suchen hat. Vgl.
Theologen: Bibel nicht gegen Homosexualität instrumentalisieren - katholisch.de
[7] Das Queere Netzwerk Bayern (QNB) ist ein guter Kontakt für die Jugendarbeit
zum Thema. Es baut u.a. in Kooperation mit dem Bayerischen Jugendring eine
zentrale Plattform zur Information, Kommunikation und Vernetzung queerer
Initiativen auf. www.queeresnetzwerk.bayern/
[8] Andreas Zick / Beate Küpper:Die geforderte Mitte. Rechtsextreme und
demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2020/21, Bonn 2021
[9]Ist Antisemitismus eine besondere Form des Rassismus? Text der Bildungsarbeit
im Anne-Frank-Haus, Amsterdam, aufgerufen 29.4.2022.
[10] Gute weitere Hinweise bietet die Aktion Mensch: Was ist Ableismus?,
aufgerufen am 29.4.2022
[11] vgl. Beschlüsse der KLJB Bayern Stadt. Land. Wo? Was die Jugend
treibt(Landesausschuss, 20.2.2021) und Vielfalt auf dem Land - Unsere
Selbstverpflichtung für eine bunte KLJB (Landesausschuss, 7.11.2020)
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